| Uhren
Schon immer ist Pointtec mit seinen drei Marken Zeppelin, Bauhaus und Ruhla stark bei mechanischen Uhren in der Einstiegspreisklasse. Warum, erklärt Geschäftsführerin Nathalie Birk im Interview.
Woher rührt der Wunsch des Kunden nach mechanischen Uhren in der Einstiegspreislage?
Nathalie Birk: Insbesondere das Konzept „Automatikuhr“ grenzt doch eigentlich an Zauberei – eine Uhr, die ohne Batterie oder Ähnliches rein mechanisch für immer läuft, wenn ich sie trage? Unglaublich! Wer wirklich interessiert ist, der kann hinter den Vorhang blicken und verstehen, wie das mechanisch funktioniert – absolut faszinierend und eine beeindruckende Leistung menschlichen Erfindergeistes. Seit einer ganzen Weile sind Automatikwerke guter Qualität nun auch im günstigeren Preisbereich zu haben, und die Kundschaft greift begeistert zu.
Pointtec war schon immer stark bei der Mechanik rund um 300 Euro VK. Jetzt kommt der Trend. Welche Rolle spielt dieses Segment, und sind nun mehr Spielräume möglich?
Wir sehen schon seit Langem beständig steigende Verkaufszahlen bei unseren mechanischen Uhren und haben dementsprechend ein sehr großes Angebot über unsere drei Marken hinweg. Unsere enge Partnerschaft mit der Citizen-Werkschmiede Miyota ermöglicht es uns, viele interessante Designs und Komplikationen anbieten zu können, seit Kurzem sogar eine echte GMT-Funktion. Dementsprechend ist es nicht der aktuelle Trend, der uns treibt und Spielräume erkunden lässt, sondern wir sind schon voll und ganz drin im Thema – seit vielen Jahren. Wenn man das Ganze mit unserem sechsstelligen Jahres-Output multipliziert, macht uns das zu dem europäischen Spezialisten in diesem Bereich.
„Wir machen keine Experimente mit Zulieferern. Fast alle unsere Partner begleiten uns seit vielen Jahren oder gar Jahrzehnten.“
Nathalie Birk, GeschäftsführerinAuf welche Preisbereiche fokussieren Sie sich?
Der Fokus liegt auf dem Preisbereich von 279 bis 599 Euro VK. In diesem Segment bieten wir Modelle mit Miyota-Werken der Serien 8 und 9 sowie mit dem Sellita SW200 an. Der zweite Preisbereich, in dem wir zunehmend Erfolg haben, liegt zwischen 999 und 1.979 Euro und umfasst unsere Automatik-Chronographen mit Sellita SW500 und SW510 sowie unsere Regulator-Uhren mit SW266.1, Automatikwerk. In Zukunft werden wir unser Angebot an Sellita-Werken nochmals erweitern. Als Statement Pieces haben wir zudem Automatik-Chronographen als Chronometer im Angebot, für 2.499 Euro. Die Zertifizierung in der Sternwarte Glashütte erfolgt für die fertig montierte Uhr und ist sehr anspruchsvoll und streng. Dass wir so etwas anbieten können, legt Zeugnis über die Qualität ab, mit der wir produzieren.
Der Ingersoll-Hype ist nicht vergessen: Welche Qualitätsstandards unterschreiten Sie nicht?
Wir machen keine Experimente mit Zulieferern. Fast alle unsere Partner begleiten uns seit vielen Jahren oder gar Jahrzehnten. Qualitätsbewusstsein bedeutet hier, Bewährtem treu zu bleiben – auch wenn es einen mehr kostet als anderswo. Aber wir sehen das weniger als Kosten denn als Investition in Qualität. Also erstens: die Wahl der Zulieferer. Bei den Uhrwerken gilt, dass wir nur von renommierten Herstellern aus der Schweiz oder aus Japan kaufen und selbst diese Werke auf Herz und Nieren prüfen. Keine mechanische Uhr verlässt unser Haus ohne Feinregulierung, was uns zum zweiten Punkt bringt: Qualitätssicherung. Seitdem unser jahrzehntelanger Produktionspartner in den Uhrenwerken Ruhla Teil unseres Familienunternehmens ist, haben wir auch an diesem Punkt die volle Kontrolle über die Qualität. Ein weiterer mehrstufiger Qualitätssicherungsprozess bei uns im Haus in München-Ismaning ist ebenfalls Teil der Abläufe. Nicht zuletzt sorgt unser über die Jahrzehnte gewachsenes Händlernetz mit den dort beschäftigten Experten für beständiges Feedback.
Sind die Käufer neue Kunden oder eher diejenigen, die früher Michael Kors oder Armani gekauft haben?
Man tritt den genannten Marken und ihren Kunden, glaube ich, nicht zu nahe, wenn man annimmt, dass sie sich nicht allzu viele Gedanken um das verbaute Uhrwerk gemacht haben. Bestimmt kommen auch aus dieser Käuferschicht Kunden zu uns, aber wer der Faszination für mechanische Zeitmessung erlegen ist, wird wahrscheinlich gleich zu einem Zeitmesser mit renommiertem Marken-Kaliber greifen.
Wird die mechanische Uhr der Einstiegspreislage eher als Uhr für den besonderen Anlass gekauft?
Wir stehen eng mit einem renommierten Marktforscher im Bereich Uhren in Verbindung. Seine aktuellen Zahlen interpretieren wir so, dass der Uhrenkauf als Geschenk oder zu besonderen Anlässen statistisch nicht besonders heraussticht. Die meisten Kunden kaufen eine Uhr dieser Preisklasse, wenn ihnen danach ist oder sie ein Modell entdecken, das ihnen besonders gut gefällt. Als kleine Belohnung zwischendurch.
Ist es eine Gegenentwicklung zur Quarzuhr der Vergangenheit? Oder eine Ergänzung zur Smartwatch der Gegenwart?
Nein, Quarzuhren verkaufen wir auch weiterhin hervorragend. Es ist schließlich eine fantastische Technologie, auch wenn unser Herz natürlich stärker für mechanische Uhren brennt. Die Formulierung „Ergänzung zur Smartwatch“ finde ich interessant. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass der technologische Look der Smartwatches manchen Leuten erst bewusst macht, dass für unterschiedliche Anlässe unterschiedliche Uhren angemessen sind. So wächst das Bewusstsein für die edle mechanische Uhr als stilvolles Gegenstück – ein Wert, den unsere Marken konsequent verkörpern.
Interview: Ulrich Voß
Mechanik im Detail
• Anzahl mechanischer Modelle: 184 Referenzen
• Hauptsächlich verwendete Werke: Miyota, Sellita SW200
• Besonderheiten: renommierte Kaliber-Lieferanten, vielfältige Komplikationen, alle mechanischen Uhren mit Glasboden und Feinregulierung
• Preisbereich: 279 bis 599 Euro VK