Schmuck

Alle News
Höhepunkt im Leben von Werner Fischer: Im April 1980 überreicht er dem Papst Johannes Paul II. den goldenen Becher gefertigt von Peter Ferner aus Spenden der ZV Mitglieder

| Schmuck

Werner Fischer – ein Leben für das Goldschmiedehandwerk

Ein Pionier, Bewahrer und Brückenbauer ist gegangen: Der Goldschmiedemeister, Künstler und Ehrenpräsident des Zentralverbands der Deutschen Goldschmiede, Silberschmiede und Juweliere, Werner Fischer, ist am 5. Oktober 2025 im Alter von 95 Jahren verstorben.

Werner Fischer war eine der prägenden Persönlichkeiten des deutschen Goldschmiedehandwerks im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert. Mit unermüdlicher Leidenschaft, organisatorischem Talent und künstlerischem Gespür formte er die Entwicklung seiner Zunft über Jahrzehnte mit – als Meister seines Fachs, als Funktionär, als Museumsgründer und als Brückenbauer zwischen Religionen und Kulturen.

Geboren wurde Werner Fischer am 13. Januar 1930 in Freiburg im Breisgau als Sohn eines Lehrers und einer Hausfrau. Nach seiner Schulzeit in Horst bei Werne und Hopsten begann er zunächst eine Lehre als Uhrmacher in Kamen, bevor er sich seiner wahren Berufung zuwandte: dem Goldschmiedehandwerk. Die Ausbildung führte ihn nach Münster, Osnabrück und Fulda. Bereits mit 21 Jahren, im Jahr 1951, legte Fischer in Kassel als jüngster Meister der Bundesrepublik seine Meisterprüfung ab – ein Rekord, der ihn in seiner Branche bekannt machte.

Kurz darauf machte er sich im Elternhaus in Hopsten selbstständig und verlegte zwei Jahre später seine Werkstatt nach Ahlen, wo er ein Juweliergeschäft eröffnete. Dort schlug er Wurzeln, beruflich wie privat: 1955 heiratete er die Bankangestellte Anna Schwienheer. Das Paar bekam zwei Söhne – Raphael, der in seine Fußstapfen trat, und Maurus Maria, der Arzt wurde.

Neben seinem handwerklichen Können zeichnete Fischer früh eine außergewöhnliche organisatorische Begabung aus. Schon in den 1950er-Jahren engagierte er sich in der Innung, wurde 1957 erstmals zum Obermeister der Gold- und Silberschmiede-Innung Münster gewählt – ein Amt, das er über viele Jahre ausfüllte. Unter seiner Leitung entstanden in Münster die ersten Werkstätten für die überbetriebliche Ausbildung und Prüfungen. Damit legte Fischer den Grundstein für die moderne Lehrlingsausbildung im Goldschmiedehandwerk.

Sein Blick reichte stets über das rein Handwerkliche hinaus. 1963 nahm Fischer ein Studium an der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau auf, wo er sich in Kunstgeschichte, Gestaltung und Edelsteinfassen weiterbildete. Er verstand das Goldschmieden nicht nur als Handwerk, sondern als Kunst – und als Kulturauftrag.

Diese Haltung prägte auch sein weiteres Wirken. 1971 wurde er Präsident des Reichsinnungsverbands, des späteren Zentralverbands der Deutschen Goldschmiede, Silberschmiede und Juweliere. In dieser Rolle setzte er sich für die Wahrung der Meisterausbildung, für internationale Kooperationen und für den künstlerischen Anspruch des Handwerks ein. 1973 war er Mitinitiator und Mitbegründer der Fachmesse Inhorgenta München, die bis heute eine der wichtigsten internationalen Plattformen für Schmuck und Uhren ist.

Ein Jahr später folgte die Gründung des Fortbildungszentrums für Gold- und Silberschmiede in Ahlen, dessen Aufsichtsratsvorsitz er übernahm. 1984 gründete er zudem das Museum im Goldschmiedehaus Ahlen, das sakrale Goldschmiedekunst, historische Zeitmesser und später auch interreligiöse Exponate präsentierte – ein Symbol seiner lebenslangen Suche nach kulturellem und religiösem Dialog. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Haus zu einem „Interreligiösen Museum“, das heute christliche, jüdische, buddhistische und islamische Kunst vereint.

Fischer verstand sich zeitlebens auch als Brückenbauer zwischen Religionen. 1973 unterzeichnete er im Rathaus zu Münster einen Vertrag mit dem israelischen Botschafter Eliashiv Ben-Horin zur gegenseitigen beruflichen Fortbildung deutscher und israelischer Goldschmiede. 1980 überreichte er Papst Johannes Paul II. in Rom den „Eligius-Becher“ – eine aus reinem Gold gefertigte Spende der deutschen Goldschmiede als Würdigung für das päpstliche Mysterienspiel „Im Laden des Goldschmieds“.

Für sein außergewöhnliches Engagement wurde Werner Fischer vielfach geehrt: 1979 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande, 1999 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Die Stadt Ahlen zeichnete ihn mehrfach aus, zuletzt 2011 mit dem Wirtschaftspreis. Er war Träger der Cellini-Medaille in Gold, der goldenen Ehrennadel der Europäischen Akademie der Juweliere und wurde 1981 zum Ehrenpräsidenten seines Berufsverbands ernannt.

Bis ins hohe Alter blieb Fischer aktiv und interessiert. Mit 91 Jahren ehrte ihn die Gold- und Silberschmiede-Innung noch einmal – als jüngsten Meister, der vor 70 Jahren seine Prüfung abgelegt hatte.

Werner Fischer war ein Mann, der das Handwerk liebte, die Kunst verstand und den Menschen zugewandt blieb. Er verband technisches Können mit kulturellem Bewusstsein, Glauben mit Gestaltungswillen, und Tradition mit Offenheit für Neues.

Mit seinem Tod verliert das deutsche Goldschmiedehandwerk einen Visionär, der Generationen geprägt hat. Sein Werk lebt fort – in den Menschen, die er ausgebildet hat, in den Institutionen, die er gründete, und in den Stücken, die aus seinen Händen entstanden.

Anzeige
Anzeige

Zurück

| Schmuck

Ein Pionier, Bewahrer und Brückenbauer ist gegangen: Der Goldschmiedemeister, Künstler und ...

Mehr

| Schmuck

Heimerle + Meule startet eine Herbstaktion für Erstbestellungen.

Mehr

| Schmuck

Schmuck: Bedra

Mit der neuen Kollektion „Bedra Exklusiv“ bringt der Edelmetallspezialist aus Weil der Stadt ...

Mehr