Marion Schäfer führt ein Goldschmiedeatelier in Stuttgart. Die Goldschmiedemeisterin und Schmuckgestalterin sieht einen anhaltenden Trend zu Unikaten und Sonderanfertigungen.

Der Absatz von Hochkarätigem boomt. Wer sind Ihre Kunden?

Marion Schäfer: Ich beschäftige ausschließlich Goldschmiede und wir fertigen in unserem Atelier viel selbst an. Wir haben eine ganz wunderbare Mischung an Kunden, gegenüber ist ein Ballettstudio und die 14-jährige Tochter zieht ihre Mutter mit in unser Geschäft und auch umgekehrt. Wir haben zudem in letzter Zeit einen großen Boom mit Antragsringen erlebt. Junge Männer kommen nervös und emotional aufgeladen ins Geschäft und möchten ihren individuell angefertigten Antragsring haben. Trotz der besonderen Wünsche wird der Ring meist eher klassisch – aber sie wollen den Ring für sich geschmiedet haben, statt ein Produkt aus der Schublade zu bekommen. Wenn ich die Antragsringkunden gewonnen habe, dann kommen sie als Trauringkäufer wieder. Und irgendwann kommt das erste Kind und es gibt aus diesem Anlass einen Einkaräter – so setzt sich die einmal aufgebaute Beziehung über viele Familienereignisse fort.

Da ist die Beratung besonders wichtig, oder?

Ja, eigentlich dachte ich, als Goldschmiedin arbeite ich kontemplativ am Werkbrett und verwirkliche meine Entwürfe. Doch seit ich selbst- ständig bin, weiß ich: Ich verkaufe nur das, was ich berate. Unsere Beratung wird als so positiv und wertschätzend wahrgenommen, dass wir immer wieder neue Kunden heranziehen. Man muss auf die Wünsche der Menschen eingehen – auch wenn das einem als passionierte Designerin manchmal schwerfällt – dann stellt sich der Erfolg ein. Wenn man in die persönliche Beratung geht, spielt der Preis auch nicht die große Rolle – wir entziehen uns so dem Vergleich.

Wo sehen Sie den Vorteil als Goldschmiedin?

Man kann viel freier agieren. Es kommen ab und zu Kunden rein, die erwarten, dass ich ihnen eine Auswahl zeige. Mit zwei, drei Sätzen habe ich sie aber eingefangen. Ich sage ihnen, dass ich genau den Ring herstelle, den sie sich wünschen – handwerklich perfekt gearbeitet. Es gibt Kunden, die sowohl Markenschmuck als auch individuelle Anfertigungen kaufen – das eine muss das andere nicht ausschließen. Aber die meisten Käufer kommen mit der Erwartungshaltung in unsere Goldschmiede, etwas handwerklich Angefertigtes, Individuelles zu bekommen. Ich glaube, auch wenn dieser Boom mal vorbei ist, dass wir Goldschmiede gute Perspektiven haben, weil individuell angefertigter Schmuck immer Relevanz haben wird.

Interview: Axel Henselder

Dieser Artikel stammt aus der neuen GZ-August-Ausgabe.