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Die Lage am Perlenmarkt ist surreal

Frank Nesper, Inhaber des gleichnamigen Perlenhauses in Pforzheim, berichtet über den Kaufrausch in Fernost.

GZ: Die Perlenpreise gehen durch die Decke. Was sind Ihre Eindrücke?

Frank Nesper: Ich war dieses Jahr vier Mal in Asien unterwegs, zuletzt im November, und jedes Mal haben die Preise sprunghaft zugelegt. Allein zwischen September und November lag das Plus nochmal bei 25 Prozent. Die Preise für Südsee- und Tahiti- sowie Akoya-Zuchtperlen haben sich vervielfacht. Auch Süßwasserperlen sind teurer geworden, wenngleich immer noch bezahlbar. Die Chinesen kaufen alles auf, was aus dem Wasser gezogen wird, sie haben sich in Japan nieder gelassen und grasen die Perlenfirmen täglich nach neuer Ware ab. Der Markt ist praktisch leer gekauft. Die Situation ist schon fast surreal. Das hat es noch nie gegeben

Wird das so bleiben?

In China ist das zurzeit ein Hype, befeuert von jungen Käuferschichten und dem Business über soziale Netzwerke. Diese gigantische Nachfrage speist sich aus dem wachsenden Mittelstand mit enormer Kaufkraft. Das Geld sitzt hier extrem locker. Die Nachfrage übertrifft ein Vielfaches von dem, was zurzeit am Markt ist. Das wird wahrscheinlich so schnell nicht abflauen. Denn die Nachfrage trifft auf ein limitiertes Angebot. Züchter haben während der Pandemie weniger implantieren können. Zudem macht den Perlzüchtern der Klimawandel zu schaffen. In Japan kommt es normalerweise alle paar Jahre zu einer Algenblüte mit giftigen Bakterien, der Red Tide. Mittlerweile kommt das Phänomen immer öfter vor– jetzt wieder. Die Perlaustern reagieren sehr empfindlich darauf. Entsprechend dezimiert und geschwächt sind die Austern und die Akoya-Ernten fallen geringer aus. Manche Züchter überlegen derzeit, ob sie ihre Farmen mehr an die Küsten Nordjapans verlegen oder ob sie die Japanische Akoya Auster mit der etwas wärmeresistenteren chinesischen Akoya Auster kreuzen können. Doch, bis die zuchtfähig sind, dauert das Jahre. Allerdings gibt es auch Lichtblicke. In einem Gespräch mit dem Präsidenten der Japanese Pearl Association kam heraus, dass für die nächste Austernoperation im kommenden März wieder 25 Prozent mehr Austern zur Verfügung stehen und damit eine leichte Entspannung auf der Angebotsseite ab Mitte 2025 zu erhoffen ist. Zudem haben wir Glück, dass der Yen-Kurs so schwächelt, sonst wären die Perlen noch teurer.

Vor ein paar Tagen habe ich im Gespräch mit einem unserer chinesischen Kunden erfahren, dass es neu auferlegte Importbeschränkungen für Zuchtperlen gibt und es quasi über Nacht schwieriger geworden ist, Zuchtperlen zu importieren. Diese Information ist noch zu frisch, um sie hinsichtlich ihrer Auswirkungen bewerten zu können.

Wie reagieren Sie auf die Situation?

Für mich ist das Perlengeschäft nicht nur Profession, sondern auch eine Passion. Ich habe in guten Perlenjahren immer alles aufgekauft, was mir gefiel. Daher ist unser Lager gut bestückt. Man muss jetzt eine Mischkalkulation fahren, damit man sich nicht aus dem europäischen Markt rauspreist. Zudem setzen wir seit einigen Jahren auf schmuckigere Designs mit Goldketten, bei denen wir die Perlen sparsamer einsetzen. Zur Inhorgenta Munich präsentieren wir trotz der Engpässe 400 bis 500 Stränge und besondere lose Perlen aus unserem Bestand, den wir bisher nicht auf den Markt gegeben haben.

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