Warum sind Sie Goldschmied?
„Besonders stolz macht mich die Arbeit mit 3D-Technologien“
Warum haben Sie sich für den Beruf des Goldschmieds entschieden?
Johannes Segelken: Meine Leidenschaft für Technik war schon früh klar. Ursprünglich habe ich eine Werkzeugmacherlehre begonnen, doch der Goldschmiedeberuf hat mich immer mehr fasziniert, vor allem wegen der Vielzahl an Techniken und Maschinen, die man beherrschen muss. Schon mit 13 Jahren habe ich mir ein PUK-Schweißgerät gekauft – das war mein erster Schritt in die Welt des Goldschmiedens. Später konnte ich dann endlich eine Lehrstelle finden und anschließend habe ich mich zum Fasser weiterbilden lassen.
Was hat sich im Laufe Ihrer Karriere von Ihren Wunschvorstellungen bestätigt?
Ich habe meine Erwartungen weit übertroffen gefunden. In vielen anderen Handwerksberufen ist der Einsatz von 3D-Druck oder Lasertechnologie noch Zukunftsmusik, bei uns hingegen gehören diese Technologien längst zum Alltag. Das hat das Handwerk revolutioniert – wir können nun viel präziser und ressourcenschonender arbeiten, haben mehr kreative Freiräume. Besonders im Hinblick auf die steigenden Goldpreise ist das eine enorme Erleichterung.
Wann haben Sie sich selbstständig gemacht und wie hat sich Ihr Geschäft entwickelt?
Ich habe mein Gewerbe 2015 angemeldet, aber seit vier Jahren arbeite ich im Vollerwerb. Zuvor war es noch Nebenerwerb. Heute arbeiten wir mit über 90 Kunden aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland zusammen. Wir produzieren mit zwei Gesellinnen und einer Auszubildenden nicht nur für Juweliere, sondern auch für andere Goldschmiede, die uns ihr Vertrauen schenken.
Was bereitet Ihnen heute besonders Freude an Ihrer Arbeit?
Besonders stolz macht mich die Arbeit mit 3D-Technologien. Wenn uns Fachkunden, zum Beispiel Goldschmiede, einen Stein schicken und uns ihre Vorstellungen mitteilen und wir dann einen Ring kreieren, der genau ihren Wünschen entspricht, ist das ein tolles Gefühl. Es ist besonders erfüllend, wenn uns andere Handwerker für unsere Präzision und Kreativität loben.
Wie stehen Sie zu der Entwicklung des Goldschmiedehandwerks, insbesondere im Hinblick auf die Ausbildung und den Meistertitel?
Es ist bedauerlich, dass viele alteingesessene Meisterbetriebe keine Nachwuchskräfte ausgebildet haben und nun Schwierigkeiten haben, einen Nachfolger zu finden. Auch wenn der Meistertitel für das Handwerk wichtig ist, ist es problematisch, dass es immer weniger Meisterschulen gibt. Der Weg, den Meistertitel zu erlangen, ist oft schwer und mit vielen Hürden verbunden, insbesondere in Regionen wie Norddeutschland, wo man weit zu einer Meisterschule anreisen muss. Aber mit einer Ausbildereignungsprüfung kann man ja auch ausbilden. Und das machen immer mehr junge Kollegen.
Welche Zukunft sehen Sie für das Goldschmiedehandwerk?
Trotz der Herausforderungen bin ich überzeugt, dass unser Handwerk eine Zukunft hat. Der Trend zu personalisierten, handgefertigten Schmuckstücken wächst stetig. Wir merken das auch in unserem Betrieb – die Nachfrage nach individuellen und hochwertigen Produkten nimmt zu. Das Handwerk ist nicht tot, ganz im Gegenteil – es erlebt gerade eine Renaissance.
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