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Diamantenmarkt im Umbruch

Diamantenmarkt

De Beers und Alrosa haben in der Krise riesige Lagerbestände an Rohsteinen aufgebaut. Seit Februar wurden kaum Diamanten verkauft. Ein Drittel der jährlichen Förderung soll bei den großen Produzenten mittlerweile auf Lager liegen. Das Problem dabei ist, die Bestände abzubauen, ohne dabei die Preise kaputt zu machen.

Nachdem sich allmählich die Märkte wieder öffnen, stellen die nicht verkauften Diamanten ein Dilemma dar: Wie können Lagerbestände im Wert von Milliarden Dollar reduziert werden, ohne die sich abzeichnende Erholung zu untergraben? Die Pandemie hat die Diamantenwelt verwüstet. Juweliergeschäfte schlossen ihre Türen, Indiens Schleifer mussten zu Hause bleiben und De Beers musste seinen März-Sight stornieren, weil die Käufer nicht anreisen konnten. De Beers und Alrosa verfolgen bislang die Strategie, die Preise stabil zu halten. Sie erlauben angesichts der Krise den Käufern, auf Verträge zum Kauf von Steinen zu verzichten. Sie haben auch die Produktion reduziert, um die Lagerbestände zu kontrollieren. Doch die unverkauften Diamanten häufen sich immer weiter an. Laut Gemdax, einer spezialisierten Beratungsfirma, sitzen die fünf größten Produzenten wahrscheinlich auf überschüssigen Lagerbeständen im Wert von etwa 3,5 Milliarden US-Dollar. Bis Ende des Jahres könnten es 4,5 Milliarden US-Dollar sein, was etwa einem Drittel der jährlichen Rohdiamantenproduktion entspricht. Nachdem De Beers gezwungen war, die Veranstaltung im März abzusagen, gelang es dem Konzern, im Mai einen Sight abzuhalten. Die Ergebnisse wurden jedoch nicht wie gewohnt bekannt gegeben. Nach Angaben von Insidern brachte der Verkauf etwa 35 Millionen US-Dollar ein. Im vergangenen Jahr betrug das Volumen noch 416 Millionen US-Dollar. Der nächste Lackmus-Test für die Branche kommt später in diesem Monat mit dem nächsten Verkauf von De Beers. Das Unternehmen ist sehr bemüht, Kunden anzulocken, indem es auch Diamantbesichtigungen außerhalb von Botswana zulässt. Käufer können weiterhin Waren ablehnen, für deren Kauf sie einen Vertrag abgeschlossen haben. Während De Beers und Alrosa bei der Preisgestaltung standhaft bleiben, sollen kleinere Diamantenproduzenten Rabatte bis zu 25 Prozent gewähren. Der Druck nimmt also zu. Die Diamantindustrie leidet zeitgleich unter schwachen Preisen und einem starken Rückgang der Verkaufsmengen – in einer Dimension, wie zuletzt zur Finanzkrise 2008/2009. Nun stellt sich die Frage, wie man die Lagerüberhänge abbaut, ohne die Preise vollends in den Keller zu jagen. In der Vergangenheit hat der Verkauf der Lagerbestände zu Überhängen an polierten Diamanten geführt, was den Druck auf die nächste Wertschöpfungsstufe, den Schleifereien und Händler, verlagert hat. Diesmal kann es noch schwieriger werden, da die Zwischenstufen der Branche bereits vor der Pandemie Probleme hatten und nun der Einzelhandel einer der am stärksten von den Schließungen betroffenen Sektoren ist. Alrosa sieht seine Diamantenbestände bis Ende des Jahres auf 30 Millionen Karat steigen, was ungefähr der jährlichen Produktion entspricht. Das Unternehmen will diese Lagerbestände in drei Jahren auf 15 Millionen Karat reduzieren. Es gibt jedoch auch einige Anzeichen für eine Erholung. Chinesische Einzelhändler sind wieder geöffnet und Indien hat die Wiederaufnahme der Produktion im wichtigsten Polierzentrum von Surat ermöglicht, wenn auch nur zur Hälfte der Kapazität. Es bleibt abzuwarten, wie schnell sich der Einzelhandel vom Lockdown erholt und die Konsumlaune in den wichtigsten Abnehmerländern zurückkehrt.

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