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Juwelier Müller in Kempten hat umgebaut beziehungsweise den ersten Bauabschnitt abgeschlossen. In einer Serie stellen wir das Projekt und die wichtigsten Hintergründe vor. Teil 1 dreht sich um das Warum. Interview mit Jürgen Lupfer, Inhaber Juwelier Müller.
Herr Lupfer, gab es einen konkreten Moment, in dem Sie entschieden hatten umzubauen?
Jürgen Lupfer: Ja. Vor fünf Jahren gab es diesen einen Moment. Aber Corona kam dazwischen.
Wie sind Sie an die Sache herangegangen, eher mit Bauplan am Schreibtisch oder mit Rotweinglas am Kamin?
Schon eher mit Bauplan am Schreibtisch. Der Sicherheitsaspekt und die Forderungen der Versicherung sind entscheidend. Auch sollte man heutzutage entsprechend finanzstark sein, um so einen Umbau stemmen zu können. In unserem Fall handelt es sich um ein 400 Jahre altes, denkmalgeschütztes Haus, baulich begrenzt. Da hatte für unseren Wunsch, das Geschäft mit einer Rolex-Lounge zu ergänzen, erst mal Fläche gefehlt. Nach langen Gesprächen ist es mir gelungen, den Bäcker im Nachbarlokal davon zu überzeugen, mir sein Ladenlokal zu übergeben.
Hatten Sie eine Vision, wie Ihr neues Ladengeschäft aussehen sollte?
Eigentlich hatte ich an den Architekten nur zwei Vorgaben gestellt. Zum einen sollten die bestehenden Rundbögen aufgenommen werden, zum anderen sollte das Ganze ein bisschen italienisch werden. Mir gefällt es, dass sich in Italien manchmal die Geschäfte durch ein Haus durchschlängeln. Ich finde, Herr Becker und sein Team von Heikaus haben meinen Geschmack sehr schnell getroffen und auch die Herausforderungen in diesem alten Haus sehr gut gemeistert. Im Prinzip besteht das Erdgeschoss aus fünf kleinen Räumen, nur oben wird es mit Büro und Werkstatt großflächiger.
Sollte es zeitlos sein, frei von aktuellen Moden und Trends, die einem vielleicht in zehn Jahren nicht mehr gefallen?
Zeitlosigkeit war mir ganz wichtig. Und ich finde, sie ergibt sich im Endeffekt erst später. Wenn man ein gutes Konzept hat, eine Linie konsequent verfolgt und etwas wirklich Eigenständiges entwerfen möchte, dann wird es automatisch zeitlos. Gefährlich wird es nur, wenn man einen aktuellen Ladenbau aufnimmt oder irgendwas versucht zu kopieren.
„Mir hat gefallen, dass Heikaus große Erfahrung im Uhren- und Schmuckbereich haben, gleichzeitig aber auch bei Optikergeschäften.“
Jürgen Lupfer, Inhaber Juwelier MüllerHaben Sie noch Silberschmuck?
Nein. Wir haben den Silberschmuck aus unserem Sortiment genommen. Der Umbau ist ein Bekenntnis zur Hochwertigkeit. Wobei man auch sagen kann, je höher der Durchschnittsbon, desto größer wird der Bedarf an Sitzmöglichkeiten, die wiederum Platz benötigen.
Führen Sie insgesamt weniger Marken?
Wir haben uns im Vorfeld darauf vorbereitet und unsere Markenwelt so strukturiert, wie wir sie nun brauchen. Das lief letztlich alles schon im Laufe des Planungsprozesses.
Wie viele Corner wird es geben, muss es geben?
Unser Konzept legt zwei Schwerpunkte: Müller und Rolex. Aufgrund der baulichen Größe haben wir keine Chance für weitere Corner. Und das ist für die meisten Firmen, mit denen wir gesprochen haben, so auch in Ordnung gewesen.
Warum haben Sie sich für Heikaus entschieden?
Mir hat gefallen, dass sie große Erfahrung im Uhren- und Schmuckbereich haben, gleichzeitig aber auch bei Optikergeschäften.
Weil Sie selbst Brillenträger sind?
Klar, ich bin schon regelmäßig in Brillengeschäften. Aber auch unsere eigene Firma, 1935 gegründet, hat eine Optiker-Vergangenheit. Zwei Juweliergeschäfte und sieben Optikgeschäfte sind aus ihr entstanden. Die Optikgeschäfte betreibt mein Cousin. Trotzdem verfolgt man natürlich, was in der Optik passiert. Heikaus hat hier einen sehr modernen Stil.
Wie denken Sie heute über das „alte“ Geschäft?
Dass es 25 Jahre lang funktioniert hat, spricht für Qualität. Damals hatte das ein Architekt in Eigenregie mit meinem Onkel gemacht. Sie hatten auf kleinem Raum etwas geschaffen, was sehr praktikabel war. Jede Nische war ausgenutzt. Sitzmöglichkeiten waren damals nicht denkbar.
Wie geht es weiter mit dem Umbau?
Insgesamt gibt es zwei Bauabschnitte. Das Schmuckgeschäft haben wir im Dezember eröffnet und Mitte Februar angefangen, das Uhrengeschäft zu entkernen, sodass im Mai schlussendlich vollkommen umgebaut ist.
Interview: Ulrich Voß
Mehr zum Umbauprojekt von Juwelier Müller in Kempten lesen Sie in der kommenden Ausgabe.
• Teil 1: Warum Juwelier Müller umbaut, Interview (dieser Text hier, aus GZ 03/2025)
• Teil 2: Deswegen zwei Bauabschnitte
• Teil 3: Anstrengen! Interview mit Marc Heikaus
• Teil 4: Zweiter Bauabschnitt mit Rolex-Lounge
• Teil 5: Gemeinsames Fazit von Juwelier und Ladenbauer