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Schöne neue Welt?

Kommentar

Alles wie immer oder alles anders? Dass die Pandemie momentan unser Leben auf den Kopf stellt, ist offensichtlich. Doch kehren wir nach der Krise zum üblichen Trott zurück? Ein Kommentar von Axel Henselder, Mitglied der Chefredaktion. 

Erleben wir eine Zeitenwende? Die Welt, die wir kennen, löst sich momentan auf. Wir erleben eine Tiefenkrise. Wird sich auch das Konsumentenverhalten unumkehrbar verändern? Soviel ist sicher: Nachhaltigkeit und Wir-Kultur, die Rückbesinnung auf das Regionale bei gleichzeitiger Digitalisierung der Vertriebskanäle werden nicht mehr verschwinden. Auch, dass sich Messen als ganzjährige Kommunikationsplattformen neu erfinden müssen, ist offensichtlich. All diese Themen lagen schon zuvor in der Luft. Das Virus diente hier lediglich als Katalysator, der die Entwicklung deutlich beschleunigt. Juweliere berichten uns, dass die meisten Menschen mit konkreten Wünschen ins Geschäft kommen. Schaufenster-Bummler und Impulskäufer gehören scheinbar einer aussterbenden Spezies an. Die Zukunftsforscherin Theresa Schleicher prognostiziert: Aus ständigem wird gezielter Konsum. 

Nun ist die Frage, wie lange das anhält. Ich denke, der Corona-Effekt wird uns noch sehr lange begleiten und eventuell tatsächlich in eine andere, neue Welt führen. Die alte Normalität kehrt wahrscheinlich nie mehr zurück. Zwei Argumente sprechen dafür: Erstens, das Corona-Virus wird nicht so schnell zu besiegen sein. Das heißt, wir werden mit der Bedrohung noch Monate, wenn nicht sogar Jahre leben müssen. Das verändert die Prioritäten, die Menschen in ihrem Leben setzen. Die neu errungen Erkenntnisse und Werte wie Achtsamkeit und Solidarität, das Infragestellen des Dauerkonsums und des Strebens nach immer mehr, die Vorteile der Entschleunigung und der digitalen Kommunikation werden die Geisteshaltung der gesamten Gesellschaft verändern. Der zweite Punkt sind die Milliarden, die jetzt in die Wirtschaft gepumpt werden. Sie müssen irgendwann wieder zurückgezahlt werden. Sparer werden jetzt ebenso peu á peu enteignet, wie die junge Generation mit dem Schuldendienst um ihre Zukunft beraubt wird. Hinzu kommt die Klimakrise – gleichfalls ausgelöst durch ein Raubbau an der Zukunft, der so nicht weitergehen kann. Das führt zwangsläufig auch zu einem anderen, nachhaltigeren und bewussten Konsumverhalten. 

Was kann der Uhren- und Schmuckfachhandel in dieser Situation tun? Er sollte sich jetzt nicht in eine mentale Abwärtsspirale begeben und nur noch auf die Gefahren und Probleme konzentrieren. Es geht jetzt darum, die Chancen wahrzunehmen. „Denn, die Welt wirkt dank der Corona-Krise wieder jung und frisch und wir sind plötzlich voller Tatendrang. Aus einem massiven Kontrollverlust wird plötzlich ein regelrechter Rausch des Positiven“, sagt Matthias Horx, Trend- und Zukunftsforscher. Recht hat er, wie ja auch viele Branchenteilnehmer mit ihren kreativen Ideen beweisen. Der Handel muss die Sehnsucht nach dieser anderen, besseren Welt bedienen, indem er nicht das schnelllebige, modische sondern das nachhaltige, dauerhaft beglückende Geschenk, welches die Goldschmiede- und Uhrmacherkunst bietet, in den Mittelpunkt seiner Werbung stellt – und das auf allen Kanälen. Dann findet der Juwelier auch seinen Platz in der schönen, neuen Welt nach Corona.

 

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