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„Regional einkaufen hat an Bedeutung gewonnen“

Stimmen aus der Branche

Wie geht es dem Handel nach dem Ende des Shutdowns? Die GZ hat Doris Nüesch, Inhaberin des Juwelier- und Optikergeschäfts Marcinkowski aus Otterndorf, gefragt. 

GZ: Wie haben Sie den Shutdown überstanden?
Doris Nüesch: Wir stehen auf drei Beinen: Wir führen ein Optikgeschäft, sind Juwelier und haben ein großes Trauringstudio. Da unsere Augenoptik systemrelevant war, mussten wir diesen Bereich nicht ganz schließen, sondern hatten für Notfälle einen halben Tag geöffnet. Da standen auch Kunden vor der Tür, für die wir Servicearbeiten annahmen. Unser Büro war ständig besetzt, um per E-Mail oder Telefon ansprechbar für unsere Schmuckkunden zu sein. 

Wie hielten Sie die Verbindung zu Ihren Kunden?
Täglich haben wir in Facebook und Instagram gepostet, um in den Köpfen unserer Kunden zu bleiben. Und: Wir stellten Produkte in unseren WhatsApp Status. Zudem habe ich mich einem regionalen Gutscheinportal angeschlossen. Wir unterhalten auch einen Online-Shop, der ausschließlich regionale Produkte wie die Otterndorf-Uhr oder -schmuck anbietet. Der ist in der Krise allerdings nicht bespielt worden. Mir war wichtiger, den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden zu halten. Wir haben zudem einen Schaufensterverkauf durchgeführt. Mit Schildern machten wir Kunden darauf aufmerksam, dass sie die Ware in der Auslage telefonisch, per Notiz im Briefkasten oder Mail erwerben können. 

Wie organisierten Sie die Wiedereröffnung vor zwei Wochen?
Wir haben einen Zweischichtbetrieb eingeführt, um sicherzustellen, wenn eine Kollegin krank werden sollte, nicht das Geschäft schließen zu müssen. Statt auf Spuckschutzwände setzen wir auf Gesichtsvisiere - inklusive Werbeaufdruck mit unserem Logo. Wir konnten sogar ein paar davon an unsere Kunden verkaufen. Selbstverständlich setzen wir auch auf den vorgeschriebenen Mundschutz und Handschuhe, desinfizieren alles inklusive der Ware nach der Anprobe. Die ersten Kunden zeigten sich sehr diszipliniert und haben den Mindestabstand eingehalten. Mit der Maskenpflicht hat sich das geändert. Viele fühlen sich damit wohl zu sicher. Wir haben zum Glück ein sehr großes Geschäft und weisen zusätzlich mit Schildern auf die Einhaltung der Abstände hin. 

Wie liefen die ersten Wochen nach der Wiedereröffnung?
Wir hatten in der ersten Woche gut zu tun gehabt, viel Serviceaufträge aber auch Verkäufe. Unser Trauringgeschäft ist gleichfalls wieder angelaufen. Zum Muttertag liefen die Trendschmuckverkäufe gut, insbesondere der Marke Pandora. Aber, es fehlten komplett die Touristen. Die zweite Woche war schon ruhiger. Die Umsätze liegen schätzungsweise 60 Prozent unter Vorjahresniveau. 

Wie beurteilen Sie die weiteren Aussichten?
Die Zukunft ist derzeit schwer einzuschätzen. Wir fahren auf Sicht, auch, was die Nachbestellungen betrifft. Es kommt darauf an, wann die Touristen wiederkommen. Ich bin heute Morgen mit dem Fahrrad ins Geschäft gefahren und sah viele fremde Kennzeichen…das stimmt hoffnungsfroh. Auch, wenn die Einheimischen hier zwiegespalten sind: Einerseits leben wir vom Tourismus, andererseits gibt es bislang wenige Fälle und man hat die Befürchtung, das Virus könnte eingeschleppt werden. Daher besteht die Gefahr, dass die Ortsansässigen zuhause bleiben, wenn die Gäste zurückkehren. 

Was ist Ihr Resümee der Krise bisher?
Das Thema „regional einkaufen“ hat erfreulicherweise an Bedeutung gewonnen. Es wäre großartig, wenn die Kunden unserer Branche die Loyalität zu ortsansässigen Geschäften auch künftig pflegen.

 

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