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Interview: „Das ist der richtige Weg“

Guido Abeler, Geschäftsführer Carl Engelkemper Münster

Im Interview berichtet Guido Abeler, Geschäftsführer Carl Engelkemper Münster, wie ihn die Krise getroffen hat und mit welchen Maßnahmen er den Fachhandel unterstützt.

GZ: Covid-19 ist wohl die größte Herausforderung unserer Generation?
Guido Abeler: Ja, zumindest haben solch eine einschneidende Krise weder meine Eltern noch ich bislang erlebt. Das wird uns noch lange beschäftigen. Aber, wir glauben an unsere Zukunft und arbeiten weiter.

Wie hat Sie die Krise getroffen?
Bis vor kurzem hatten wir noch Sorge, dass die Ware aus Fernost nicht rechtzeitig kommt. Jetzt ist sie da, aber durch die flächendeckende Schließung fließt sie nicht ab. Ein verrücktes Frühjahr: Innerhalb nur einer Woche drehte sich der Wind um 180 Grad. Sowohl unsere Hausmesse als auch die Inhorgenta waren überaus erfolgreich. Nun stecken wir alle gemeinsam in einer Krise, die je nach Branche und Finanzlage mehr oder minder starke finanzielle Folgen haben wird.

Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen?
Unseren Betrieb haben wir der Situation angepasst. Unsere Belegschaft arbeitet schichtweise in drei Gruppen, die sich alle drei Tage abwechseln. Die Fehlzeiten fangen wir nach Abbau von Resturlaub und Überstunden im März ab April durch Kurzarbeit ab. So bleiben wir handlungsfähig und vermeiden den Komplettausfall, falls sich einer aus einem Team anstecken sollte.

Was tun Sie für Ihre Kunden?
Unsere wichtigste Botschaft: Für unsere Kunden sind wir jederzeit erreichbar. Jetzt gilt es kreativ zu sein. Wir bieten unseren Fachhandelspartnern in unserer regelmäßig erscheinenden Online-Post ein breites Spektrum an Materialien, damit sie den Kontakt zu ihren Kunden pflegen und ausbauen können. Wir haben zahlreiche Social-Media-Pakete zum Runterladen bereit gestellt. Um unsere Kunden in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen gibt es ab sofort zudem ein Zahlungsziel von 150 Tagen auf Bestellungen in unserem Onlineshop.

Was hat Sie am meisten in der derzeitigen Krise beeindruckt?
Die Solidarität der Menschen. Regional sind bereits etliche tolle Ideen zur Unterstützung des Handels – wie etwa hier die Aktion „Münster bringt´s“ oder andere Lieferservices – umgesetzt worden. Diese Initiative von Münster wurde zu „Deine Stadt bringt´s“ und hat sich rasch weiter verbreitet. Jede Stadt kann hier mitmachen. Einmal aktiv, können Händler über diese Seite mit Ihrem Angebot während der Corona-Krise werben. Tolle Sache.

Und, wie geht es weiter?
Ich bin zuversichtlich, dass wir diese Krise meistern werden, auch, wenn das keine einfache Aufgabe ist. Ich denke, im Gegensatz zur Finanzkrise 2008 sind wir durch den Shutdown zwar direkter betroffen, dürften uns mit dem Ende der Ladenschließungen aber schneller erholen. Zumal die Konsumenten nach der Corona-Krise mehr Geld zur Verfügung haben, da sie während des Shutdowns nichts ausgeben konnten und auch danach die Fernreise zunächst einmal ein Traum bleiben wird. KfW-Kredite und Kurzarbeit sind vernünftige und erprobte Instrumente. Es müssen rasch viel mehr direkte, nicht zurückzahlbare Hilfen vor allem auch für den Mittelstand fließen, damit die Unternehmen nicht nach der Krise mit Krediten belastet sind. Der Mittelstand ist nun mal das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Die Exit-Strategie aus dem Shutdown nimmt nun Konturen an. Ich denke, damit ist man auf dem richtigen Weg. Die meisten Juweliere dürfen ab Montag wieder öffnen. Wir können dem Fachhandel ab nächster Woche das komplette Material zur Einhaltung der Hygieneregeln wie Plexiglasscheiben für den Spuckschutz am Tresen, Desinfektionsmittel, Handschuhe und Mundschutz liefern. Es war echt schwierig, das Material zu bekommen.

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