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Goldpreis: „Es geht um mehr als Corona“

Goldpreis

Dr. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt Degussa Goldhandel, wirft in seinem Kommentar einen Blick auf das Geschehen im Goldmarkt.

Am 6. August 2020 erreichte der Goldpreis seinen bisherigen Höchststand von 2.052,50 USD/oz – nahezu zeitgleich mit dem Tiefstand der US-Zinsen. Seither haben die US-Zinsen wieder angezogen und der Preis des Goldes ist auf 1.890 USD/oz zurückgefallen – ein Rückgang von knapp 8 Prozent. Eine solche Preisreaktion ist grundsätzlich nachvollziehbar. Denn die US-Zinsen sind leicht gestiegen, und die Goldhaltung hat sich verteuert: Wer Gold hält, dem entgehen Zinserträge. Folglich nimmt die Goldnachfrage ab und das schmälert tendenziell den Preis des gelben Metalls. Interessanterweise haben jedoch die Goldbestände, die weltweit bei Gold-Exchange Traded Funds (ETFs) und Gold-Exchange-Traded-Commodities (ETCs) lagern, von 122,5 Millionen Feinunzen Ende August 2020 bis auf 125,3 Millionen Feinunzen Ende Oktober 2020 zugenommen. Der leichte Zinsanstieg hat also nicht dafür gesorgt, die Goldnachfrage der Investoren zurückzudrängen. Die Entwicklung der Bestände der Gold-ETFs und –ETCs verdient weiterhin große Aufmerksamkeit, weil viele institutionelle Investoren (Versicherungen, Fondsgesellschaften etc.) in der Regel aufgrund von regulatorischen Vorschriften Gold nur via ETFs und ETCs erwerben können. Das heißt in Marktphasen, in denen sich Krisen zuspitzen, ist mehr denn je damit zu rechnen, dass vor allem die Goldnachfrage großer Kapitalbeträge maßgeblich über Gold-ETFs und -ETCs abgebildet wird und diese die Preisbildung im Goldmarkt beeinflusst. Ein Faktor, der die Goldnachfrage gedämpft hat, sind die rückläufigen Kreditausfallsorgen der Investoren. Die derzeit geringen Kreditausfallsorgen sind jedoch alles andere als „natürlich“: Die Zentralbanken haben den Finanzmärkten versichert, dass es keine Zahlungsausfälle systemrelevanter Schuldner geben wird; dass man, um offene Rechnungen zu bezahlen, die elektronische Notenpresse anwerfen wird. Und genau das geschieht dies- und jenseits des Atlantiks: Die Zentralbanken erwerben Staatsschulden im großen Stil und bezahlen die Käufe mit neu geschaffenem Geld. Es gibt gute Gründe für Anleger auf Gold zu setzen. Denn die Zentralbanken weiten die Geldmengen immer weiter aus. Das setzt die Kaufkraft von US-Dollar, Euro und Co herab. Mit dem Halten von Gold hat der Anleger die Möglichkeit, der Geldentwertung zu entgehen. Vor allem angesichts der Probleme im internationalen ungedeckten Papiergeldsystem gibt es folglich gute Gründe, zumindest einen Teil der liquiden Mittel in Form von physischem Gold und Silber zu halten.  

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