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Gold hat noch Potenzial

Laut Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa, steigt der Goldpreis weiter an, im Sommer 2023 könnte er bereits 2.200 US-Dollar je Feinunze kosten.

Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa, sieht viele Faktoren, die für einen weiteren Anstieg des Goldpreises sprechen: „Bis Frühjahr 2023 ist ein Goldpreis von etwa 2.200 US-Dollar pro Feinunze und ein Silberpreis von etwa 28 US-Dollar aus meiner Sicht sehr wahrscheinlich“, so Polleit. Ausgehend von den aktuellen Marktpreisen wäre das ein Anstieg des Goldpreises um etwa 18 Prozent und des Silberpreises um etwa 29 Prozent. Die Gründe für seine neue Einschätzung ergeben sich aus den weltweiten wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen.

 

 

1. Die geopolitischen Risiken nehmen zu.
Die geopolitischen Risiken sind beträchtlich und nehmen weiter zu. Dabei ist nicht nur das militärische Eskalationsrisiko des Ukraine-Krieges groß. Auch die zunehmenden Eingriffe der Staaten in die internationale Arbeitsteilung – durch Import- und Exporthemmnisse, Sanktionen etc. – hemmen mehr und mehr die friedvolle und produktive Zusammenarbeit weltweit, befördern auch dadurch Konflikte.

2. Die wirtschaftlichen Risiken steigen an.
Chinas „Zero-COVID“-Politik und die dadurch ausgelösten Folgen werden die Weltwirtschaft hart treffen, vor allem weil sie die internationalen Liefer- und Produktionsketten erneut beschädigen. Zudem verursacht die von der „grünen Politik“ vorangetriebene Abkehr von fossilen Brennstoffen hohe volkswirtschaftliche Kosten. Nicht nur steigende Energiekosten sind die Folge, mittlerweile wächst auch das Risiko für die Energieversorgungssicherheit.

3. Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben.
Die Folgen der politisch diktierten Lockdown-Krise und der „grünen Politik“ bewirken eine drastische Verteuerung vieler Güter: Die Kosten der Lebenshaltung der Menschen klettern in die Höhe, die Produktionskosten für die Firmen steigen an. Hinzu kommt die Wirkung der inflationären Geldpolitik. Vor allem sie sorgt dafür, dass aus dem „negativen Preisschock“ ein fulminanter Inflationsprozess wird: also ein fortgesetztes Ansteigen der Güterpreise auf breiter Front, und das weltweit.

4. Die Zentralbanken gehen nicht entschieden genug gegen die Inflation vor.
Es ist zu befürchten, dass die Zentralbanken die Inflation, die sich maßgeblich verursacht haben, nicht entschieden genug verringern. Der Grund: Die Schuldenlasten der Volkswirtschaften sind mittlerweile so groß, dass die Zentralbankräte davor zurückschrecken, die Zinsen im erforderlichen Ausmaß anzuheben. Die Zinsen nach Abzug der Inflation werden daher dies- und jenseits des Atlantiks vermutlich noch auf Jahre hin im negativen Territorium verharren.

5. Konjunktur verlangsamt sich in 2022, regionale Rezessionen wahrscheinlich.
Die Weltkonjunktur wird sich 2022 abschwächen, vor allem die US- und chinesische Wirtschaft. Im Euroraum steigt sogar die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession stark an. Das wiederum erhöht die Gefahr, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen nur wenig anhebt und dass sie die Staaten weiter mit neu geschaffenem Geld finanziert – die Inflation dadurch nicht bändigt, sondern weiter in die Höhe treibt.

Gold und Silber als „sichere Häfen“
Vor dem Hintergrund dieser Einschätzungen ist damit zu rechnen, dass Gold und Silber als „sichere Häfen“ neu bewertet werden. Sie haben Eigenschaften, die mehr denn je gefragt sein werden. Die Kaufkraft von Gold und Silber kann nicht – anders als bei US-Dollar, Euro & Co – durch die Geldpolitik herabgesetzt werden. Und Gold trägt, anders als Bankguthaben, kein Kredit- beziehungsweise kein Zahlungsausfallrisiko. Dies sind auch wichtige Gründe, warum Gold und Silber sich seit Jahrtausenden als „verlässliches Geld“ bewähren. Thorsten Polleit: „Ich empfehle, zumindest einen Teil des Portfolios in physischem Gold – das ich auch gern als „das Grundgeld der Menschheit“ bezeichne – zu halten. Gerade vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und geopolitischen Dynamiken bin ich zuversichtlich, dass diejenigen, die heute physisches Gold kaufen, in drei oder fünf Jahren erkennen: Der Kauf des Goldes war risikosenkend und renditesteigernd für das Portfolio.“ Die aktuellen Preise für Gold und Silber sind nicht „teuer“. Nicht nur im Vergleich zu den Preisbewegungen anderer Güter bergen sie noch ein erhebliches Steigerungspotential. Insbesondere auch die bereits erfolgte und noch zu erwartende Ausweitung der weltweiten Geldmengen lassen noch einen beträchtlichen Anstieg der Gold- und Silberpreise erwarten. Anlegern mit Langfristorientierung ist daher zu empfehlen, Goldpositionen auf- und auszubauen. Die Wahrscheinlichkeit, dass nicht nur die innere Kaufkraft des Euros weiter schwindet, sondern auch seine äußere Kaufkraft, stuft Thorsten Polleit als hoch ein: „Der Euro-Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar hat zwar in den letzten Wochen bereits stark nachgegeben. Aber ich befürchte, dass er in den kommenden Monaten weiter fallen wird, und zwar in den Bereich von 1,00 bis 0,95. Zwischenzeitlich kann es dabei jedoch durchaus eine kurze Erholungsphase geben.“

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