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Exit aus dem Shutdown: Der Einstieg in den Ausstieg

Stimmen aus der Branche

Ab Montag dürfen bundesweit Geschäfte mit bis zu 800 Quadratmeter Fläche wieder öffnen. In Österreich haben kleine Geschäfte bereits seit Dienstag auf. Was der Handel zu der schrittweisen Lockerung der Einschränkungen meint, finden Sie hier.

Stephan Lindner, Geschäftsführer Juwelier Fridrich in München und Präsident Handelsverband Juweliere BVJ in Köln:

„Ich persönlich begrüße, dass auch in dieser Situation das föderale Prinzip greift! Bayern mit der höchsten Infektionsquote pro 100.000 Einwohnern wird gut beraten sein, es langsam anzugehen. Eine schrittweise Öffnung des Handels gehört dazu. Es nützt nichts, wenn wir zu schnell öffnen und in zwei Wochen überschlagen sich die Zahlen der neu Infizierten. Zu einer schrittweisen Öffnung gehört die Einhaltung der notwendigen Hygienemaßnahmen genauso dazu wie eine Beschränkung der Kundenzahlen, um die Distanz wahren zu können. Händedesinfektion, Schutzmasken und Plexiglastrennscheiben über den Tresen und der Kasse sind sinnvolle Ergänzungen, um Kundinnen und Kunden wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Wir wollen und müssen alle wieder aufmachen, um aus dem Krisenmodus - gesellschaftlich wie wirtschaftlich - herauszukommen. Die Beschränkungen und Maßnahmen zu Hygiene und Vorsorge werden uns aber noch viele Monate begleiten. Es ist auch zu hoffen, dass alle Geschäfte und die Gastronomie möglichst bald unter strengen Maßnahmen für den Infektionsschutz aufmachen dürfen. Denn sind wir einmal ehrlich: Shoppen macht doch nur Spaß, wenn man möglichst alles bekommt was man sucht und man sich zwischendurch auch mal stärken kann - wenn es nur ein Espresso im Straßencafé oder eine frische Halbe am Viktualienmarkt ist.“

Rolf-Detlef Willer, Inhaber Juwelier Willer in Hamburg: 

„Nach dem ersten Schock über den Lockdown haben wir sofort reagiert, den Laden geschlossen, aber die Werkstatt mit kleinem Team offengehalten. Das hat auch gut funktioniert, vor allem im März. Jetzt im April ist das Geschäft schon deutlich rückläufig. Wir freuen uns, dass wir jetzt wieder öffnen können. Wir werden dies mit kleinerem Team und zunächst verkürzten Öffnungszeiten tun. Auf Beklebung des Bodens und Plastikschutz werden wir wohl verzichten und stattdessen unsere Kunden um Respekt für die Abstandsregeln bitten. Die Lockerung der Maßnahmen ist gut - auch in diesem Umfang. Wir tun uns alle keinen Gefallen, wenn wir zu schnell vorpreschen. Mir tut es aber für die größeren Geschäfte und die Restaurants leid. Ich befürchte, dass uns diese Übergangszeit mindestens zwei Monate begleiten wird. Die Beschränkung der Reisefreiheit wird sicherlich sogar ein ganzes Jahr dauern.“

Florian Holdhaus, Inhaber Juwelier Schwödt in Wien

„In Österreich durften nach Ostern die Geschäfte bis zu 400 Quadratmetern Verkaufsfläche wieder öffnen. Wir gehören glücklicherweise dazu. Das war ein wunderschönes Erlebnis, endlich mal wieder mit Kunden live zu tun zu haben. Am Dienstag wurden wir regelrecht bestürmt. Kunden haben ihre Reparaturen abgeholt, aber, es gab auch genug Leute, die gekauft haben. Viele bereits bestellte Uhren wurden abgeholt. Es sind aber auch neue Sachen gekauft worden, die nicht bestellt waren. Ich habe mit jedem einzelnen Kunden ausführlich gesprochen. Es war einfach großartig, sich mit den Menschen wieder persönlich auszutauschen. Das Bedürfnis bei den Kunden, zu reden, ist groß. Dafür habe ich mir auch die Zeit genommen. Ich habe die Kunden auch gefragt, warum sie gerade jetzt etwas kaufen. Sie sagten mir, dass wäre für sie ein erster Schritt in die Normalität, die wir uns alle wünschen. Und es sei eine Belohnung für die lange Zeit der Enthaltsamkeit. Der erste Tag nach dem Shutdown war wirklich außerordentlich, der zweite Tag etwas verhalten und gestern war es wieder sehr umsatzstark. Und heute war es bislang auch ordentlich, so dass wir zuversichtlich ins Wochenende gehen. Es gibt ein Nachholbedürfnis nach Menschlichkeit, nach Kommunikation und Konsum. Es ist die Freude auf etwas Schönes, die sich nun Bahn bricht. Ich bin sehr dankbar dafür, dass uns die Kunden treu geblieben sind und nicht bei Amazon & Co gekauft haben. Das ist für mich das schönste Ostergeschenk.“

 

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