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Das ist kein Plan!

Kommentar

Ein Kommentar von GZ-Herausgeber Christian Jürgens zu den unzureichenden Lockerungen der Corona-Maßnahmen.

Das ist wirklich kein Plan! Die von Angela Merkel und den Ministerpräsidenten vorgestellten Corona-Lockerungen sind weder ein Plan noch eine Vision noch eine Strategie, sie sind undurchdachtes Stückwerk. Tatsächlich wirkt es so, als habe man die letzten sechs Wochen ausschließlich dazu genutzt, auf die Infektionszahlen des RKI-Direktors Wieler zu starren und sich medial zu inszenieren und dabei leider vergessen, eine wirklich substanziierte Strategie zum dringend benötigten Wiederanlauf der schwer angeschlagenen Wirtschaft zu erarbeiten. Im Einzelnen:

Foto: fiphoto/iStockphoto

1. 800 Quadratmeter: Das einzig Positive ist, dass überhaupt wieder Geschäfte öffnen dürfen und das Wirtschaftsleben immerhin wieder einen schwachen Lebenshauch einatmen darf. Aber die Grenze von 800 Quadratmeter ist völlig willkürlich. Auf größeren Flächen können Abstände besser eingehalten werden als auf kleinen. Zielsetzung einer Öffnung müssen Hygiene und Abstand sein, nicht Geschäftsgröße. Es ist die Hochzeit der Trockenbauer. Erste Ladengeschäfte lassen durch Einziehen von Rigips-Wänden ihre Flächen verkleinern, um öffnen zu können. Absurd!

Foto: HunterBliss/iStockphoto

2. Schulen: Der Gipfel der Frechheit: Nach vier Wochen Shutdown wird von der Regierung der Kinderlosen verkündet, dass man jetzt einen Plan erarbeite und es am 4. Mai wieder losgehe. Aber nur für einige. Warum bitte ist in den vergangenen vier Wochen dieser Plan nicht erstellt worden? Das Thema war ja wohl bekannt. Das ist Arbeitsverweigerung. Jetzt herrscht völliges Chaos. In NRW haben die Abiturienten noch Unterricht, bevor sie in die Prüfungen müssen, in Hamburg müssen sie nächste Woche ins Abi, haben aber seit den Frühlingsferien, die am 28. Februar begannen, keinen Unterricht mehr gehabt. Unsere zwölfjährige Tochter sitzt ebenfalls seit Ende Februar zu Hause. Da sie nicht zu den Abschlussklassen gehört, wird sie nicht am 4. Mai wieder beginnen dürfen. Wann dann? Schweigen! Nehmen wir an, es ginge vier Wochen später für sie wieder los, das wäre der 1. Juni. Am 25. beginnen dann die Sommerferien. Dann hätte sie zwischen Ende Februar und August genau drei Wochen Unterricht gehabt. Unzumutbar für Kind wie berufstätige Eltern. Zu allem Überfluss kippten die Ministerpräsidenten, allen voran der bayrische Kraftmeier Söder, bereits gestern die vorgestern getroffenen einheitlichen Erklärungen. Jetzt ist es nicht nur undurchdacht, sondern in jedem Bundesland anders undurchdacht. Chaotisch!

Foto: Ralf Liebhold/Shutterstock

3. Gastronomie: Kein Wort hierzu, außer, dass sie geschlossen bleibt. Die Innenstädte können nicht lebenswert sein, wenn man nicht mal einen Kaffee in der Sonne trinken kann. Solange wird auch die Öffnung der kleinen Läden weitgehend wirkungslos bleiben. Warum kann eine Familie, die seit vier Wochen am Esstisch zusammen isst, dies nicht an einem Tisch in der Außengastronomie tun, wenn genug Abstand ist? Die Kollegen der Gastronomie tun mir aufrichtig leid. Nicht alle werden das durchhalten. Und ohne die kleinen Cafes, Bars, Restaurants veröden unsere Innenstädte. Verantwortungslos!

Foto: RobertSchneider/iStockphoto

4. Sport: Tut gut, stärkt das Immunsystem. Die Länge eines Tennisplatzes misst 23,77 Meter. Perfektes Social Distancing bei Bewegung an der frischen Luft. Ist nur leider verboten. Hanebüchen!

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5. Baumärkte und Gotteshäuser: Der Gottesdienst bleibt verboten, obwohl unsere Kirchen nicht gerade dafür bekannt sind, aus allen Nähten zu platzen. Dauerhaft öffnen dürfen dafür dicht gepackte Baumärkte. Wir lernen: Baumärkte sind die neuen Tempel in Deutschland. Es gilt: Urbi et Obi . Grotesk!

Fazit: Dürfen wir hoffen, dass in zwei Wochen klare Ansagen und ein strukturierter Plan kommen? Hoffen ja, aber wir werden wieder enttäuscht werden. Der Staat gefällt sich in seiner Allmachtsanmaßung. Der Bürger ist entmündigt. Und wenn die Wirtschaft vor die Hunde geht, rettet der Staat ja alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Mit unserem Geld übrigens. Und mit Schulden, die wir zurückzahlen dürfen. Zudem sind Söder, Spahn, Scholz, Laschet im Wahlkampfmodus. Und Merkel regiert längst in monarchistischen Sphären. Wir lernen: Es geht nicht um die Sache, nicht um Gesundheit, nicht um die Wirtschaft, es geht schlicht und einfach um Politik.

 

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