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Trotz starker Besucherzahlen auf der Istanbul Jewellery Show (1.-4. Oktober) spürt die türkische Schmuckbranche wachsenden Druck. Rekordhohe Goldpreise, US-Zölle, Importbeschränkungen und ein Mangel an Nachwuchskräften setzen der Industrie zu – und gefährden ihre Rolle als globaler Exportmotor.
Der Höhenflug des Goldpreises und neue US-Zölle setzen der türkischen Schmuckindustrie spürbar unter Druck. Branchenvertreter auf der Istanbul Jewellery Show berichten von sinkenden Margen und schwächeren Exporten. Die 15-Prozent-Zölle der USA auf türkischen Goldschmuck treffen das Land besonders hart – just in einer Phase, in der das Edelmetall aufgrund geopolitischer Unsicherheiten, massiver Zentralbankkäufe und sinkender US-Zinsen auf Rekordniveau notiert. Hinzu kommen Sorgen über hartnäckige Inflation und hohe Zinsen in vielen wichtigen Absatzmärkten für Goldschmuck. Diese dämpfen die Kauflaune internationaler Konsumenten zusätzlich.
Auch auf der Importseite steht die Branche unter Druck: Eine im Juli eingeführte türkische Einfuhrabgabe zur Reduzierung des Leistungsbilanzdefizits hat die Zufuhr von Vorprodukten – etwa halbfertigen Goldketten aus Italien – stark eingeschränkt. Zuvor waren die Importe aus Italien sprunghaft angestiegen und hatten die Türkei zu einem wichtigen Absatzmarkt für italienischen Schmuck gemacht.
Langfristig sehen Branchenkenner zudem strukturelle Risiken. Die türkische Schmuckindustrie leidet unter einer alternden Belegschaft und einem Mangel an Nachwuchs für handwerkliche Berufe, die jahrelange Ausbildung erfordern. Viele junge Menschen zieht es stattdessen in besser bezahlte Bürojobs. Dieses Problem teilt die Türkei mit Ländern wie Italien, Deutschland und Großbritannien – mit der Gefahr zukünftiger Lieferengpässe und steigender Löhne für hochqualifizierte Fachkräfte.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Istanbul Jewellery Show ein Schaufenster für die internationale Nachfrage. Einkäufer aus dem Nahen Osten und Lateinamerika füllten die Hallen – ein Zeichen dafür, dass türkisches Design und Handwerkskunst weltweit weiterhin gefragt sind, auch wenn die Zeiten härter werden.