Wirtschaft

Alle News
Innenstadt von Chemnitz, Foto: shutterstock / Sina Ettmer Photography

| Wirtschaft

Innenstädte: Multifunktion als Schlüssel zur Vitalität

Eine IFH Köln-Studie zeigt: Innenstädte sind weiterhin Anziehungspunkte für alle Generationen. Die Zukunft liegt in der ganzheitlichen Gestaltung, die auch eine Chance für Juweliere vor Ort sein kann.

Die diesen Sommer veröffentlichte IFH-Studie „Vitale Innenstädte 2024“ basiert auf 69.000 persönlichen Interviews in über 100 Städten – und liefert fundierte Impulse für die Wiederbelebung urbaner Räume. Das sind die Kernaussagen:

1. Innenstadt – ein Treffpunkt für alle Generationen


Auch im Zeitalter der Digitalisierung und des Onlinehandels bleibt die Innenstadt lebendig, sie zieht Besucher aus allen Altersgruppen an. Die Befragung zeigt, dass die Altersverteilung in den Innenstädten nahezu der Bevölkerung insgesamt entspricht. Das bedeutet: Die Innenstadt ist für alle da – doch eine Strategie für alle ist zu kurz gedacht. Für Juweliere eröffnet sich dadurch ein differenziertes Potenzial: Klassisch geprägte Kunden schätzen hochwertige Beratung und Exklusivität, jüngere Generationen legen hingegen verstärkt Wert auf Erlebnis, Storytelling und Interaktion. Maßgeschneiderte Konzepte wie etwa Live-Präsentationen, Workshops oder Events – können daher die emotionale Verbindung zur Marke signifikant stärken.

2. Multifunktionalität: Mehr als Shopping – ein Erlebnisraum wird Realität


Das Marktforschungsinstitut betont die Notwendigkeit, Innenstädte neu zu denken: weg vom reinen Handel, hin zu einem Raum der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten – einschließlich Gastronomie, Kultur, Bildung, Freizeit und Wohnen. Auch wenn Shopping nach wie vor das wichtigste Besuchsmotiv bleibt, braucht es erlebbare Orte, die zum Verweilen, Entdecken und Verweben von Erlebniswelten einladen. Für Juweliere bedeutet das, über eine Integration von Café-Lounges, Ausstellungsräumen, Werkstätten oder Abendveranstaltungen nachzudenken und dadurch zu neue Kunden anzuziehen.

3. Visitor Journey

Dieser Begriff meint den ganzheitliche Weg der Innenstadtbesucher vom ersten Impuls über den Aufenthalt bis zur Rückkehr. Ein roter Faden, der in vielen Städten bislang fehlt, urteilt das IFH Köln. Ziel sei es, Erlebnisse konsequent aus Sicht der Besucher zu gestalten und ineinandergreifend zu denken: Orientierung, Erlebnisqualität, Aufenthaltsanlässe, Inszenierung und Services sollen nicht nebeneinander, sondern miteinander funktionieren. Nur so entstehe eine Innenstadt, die begeistert, bindet – und wieder besucht wird. „Innenstadtgestaltung endet nicht am Ladeneingang. Sie beginnt im Kopf der Besucher:innen – und setzt sich fort im Erlebnis vor Ort“, fasst das IFH zusammen.

4. Vitalisierung muss bedarfsgerecht und zielgerichtet sein

Nicht jede Innenstadt braucht dasselbe Rezept. Vielmehr liege ie Zukunft der Innenstädte nicht in pauschalen Fördermaßnahmen, sondern in maßgeschneiderten, datenbasierten Konzepten, schreibt das Marktforshcungsinstitut. Der Wandel müsse gezielt gesteuert und entlang der tatsächlichen Bedarfe vor Ort ausgerichtet werden. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wo steht die jeweilige Stadt aktuell und was braucht sie wirklich? Die IFH-Studie ermittelte große Unterschiede in Besucherfrequenz, Aufenthaltsqualität und Besuchsmotivation. Erfolgreiche Vitalisierung beginnt daher mit Analyse, nicht mit Aktionismus.

Händler sollten daher lokale Daten aktiv nutzen, um ihr Angebot gezielt auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort auszurichten. In Städten mit starkem Kultur- oder Tourismusfokus könnten beispielsweise kuratierte Ausstellungen oder Führungen durch Werkstätten Interesse wecken. In Standorten mit hoher Pendlerfrequenz hingegen zählen Convenience, Flexibilität und intelligente Services. Oder um es mit den Worten des IFH zu sagen: „Es gibt nicht die eine Lösung für alle Städte – sondern viele Wege, die zur Vitalisierung führen. Voraussetzung ist, dass wir unsere Zielgruppen genau kennen.“

5. Die Innenstadt muss sich weiterentwickeln


Die Innenstadt ist und bleibt ein Treffpunkt, doch sie darf nicht stehenbleiben. Multifunktionale Nutzung, gezielte Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen und ggf. Kooperation mit Gastronomie oder Kultur sind heute essenzielle Pfeiler einer erfolgreichen Innenstadtstrategie. Für Juweliere heißt das konkret: Ihre Fachkompetenz kann zur Emotionalisierung, Aufenthaltsqualität und Identität der Innenstadt beitragen und das über den Verkauf hinaus. Im Zusammenspiel mit Stadtmarketing, Kommunen und anderen Gewerken kann so ein pulsierender, zukunftsfähiger Standort enstehen, unabhängig vom reinen Konsum.

6. Beispiele für erfolgreiche Umsetzung: Chemnitz als Modellstadt


Chemnitz wurde mit dem „VITALIA“-Award des IFH Köln ausgezeichnet und erhielt Bestnoten in Aufenthaltsqualität und Mobilität. Die Stadt vereint neue Gastronomie, begrünte Ruhezonen, moderne Gestaltung und lebendige Events zu einem Gesamtbild, das zum Verweilen einlädt, lautete die Begründung. Hier zeigen sich Vorbilder für den urbanen Schmuck- und Uhrenhandel: Ob Pop-up-Ausstellungen im öffentlichen Raum, gemeinschaftliche Events mit Künstlern oder temporäre Schaufensterinstallationen, all diese Ansätze können Innenstädten neuen Glanz verleihen.

Anzeige
Anzeige

Zurück

| Wirtschaft

Der derzeitige Höhenflug von Silber jenseits der 50-US-Dollar-Marke pro Feinunze könnte ...

Mehr

| Wirtschaft

Nächster Meilenstein für die Seiler-Gruppe: Ab Dezember heißt Juwelier Fischer in Würzburg ...

Mehr

| Wirtschaft

Im dritten Quartal 2025 zeigt sich eine Erholung im Uhren‑ und Schmuckgeschäft von LVMH. Sie ...

Mehr