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Wenngleich die Einkommen gestiegen seien, dämpfe der hohe Preis die Goldnachfrage der Verbraucher mit Blick auf China und Indien, schreibt Heraeus. Die Investitionsnachfrage könnte die Schwäche der Verbrauchernachfrage ausgleichen.
Die Goldnachfrage in Asien konzentriert sich tendenziell auf die zweite Jahreshälfte: Die „Golden Week“ in China, die hinduistischen Feste Dhanteras (Tag zur Feier des Wohlstands) und Diwali (hinduistisches Lichterfest) sowie die indische Hochzeitssaison fallen zusammen und führen laut Heraeus in der Regel zu einem Höhepunkt der Verbrauchernachfrage gegen Ende des Jahres. Als die beiden größten Antreiber der Verbrauchernachfrage nach Gold sind China und Indien entscheidend für die globale Nachfragedynamik. Zusammen machten sie 58 Prozent der weltweiten Verbrauchernachfrage (ohne industrielle Nachfrage) im Jahr 2024 aus, bilanzieren die Heraeus-Analysten unter Berufung auf das World Gold Council. Dieses Phänomen sei demnach vor allem in Indien zu beobachten, wo die Verbrauchernachfrage im zweiten Halbjahr seit 2010 im Durchschnitt um 35 Prozent höher war als im ersten Halbjahr, gegenüber durchschnittlich 4 Prozent Erhöhung in China.
Die saisonale Nachfrage in Indien wird demnach durch die Monsunzeit beeinflusst. Die Goldnachfrage in Indien wird von einer großen ländlichen Bevölkerung dominiert, deren Einkommen stark vom Erfolg oder Misserfolg der Regenfälle während der Monsunzeit (Juni bis September) abhängt. Gute Niederschläge sorgen für hohe Ernteerträge und Einkommen, was zu höheren Goldkäufen führen kann. Nach einer Trockenperiode Anfang Juni hat sich der Monsun gut entwickelt, mit kumulierten Niederschlägen, die bislang leicht über dem langjährigen Durchschnitt liegen, und die Regierung rechnet für dieses Jahr mit einer Rekordernte bei Weizen und Reis.
Goldpreis steigt stärker als die Einkommen
Die Einkommen mögen steigen, aber der Goldpreis ist noch stärker gestiegen, lautet das Urteil von Heraeus zur Verbrauchernachfrage. Der Goldpreis in Indien ist in diesem Jahr bisher um 32 Prozent gestiegen, zusätzlich zu dem Anstieg von 30 Prozent im Jahr 2024, und hat damit fast 9.500 Rupien/g erreicht. Selbst bei der Erwartung einer guten Ernte dürfte dies ausreichen, um das Niveau der Goldkäufe zu senken. Indische Goldkäufer sind in der Regel relativ preisbewusst, und dieser Effekt zeigt sich sowohl in den Nachfragedaten als auch in den Importdaten. Im Jahr 2024 lagen die Importe 13 Prozent unter dem Fünfjahresdurchschnitt, und in diesem Jahr liegen die Goldimporte bisher 17 Prozent unter diesem Niveau. Die Nachfrage nach Goldschmuck in Indien sei im ersten Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahr um 25 Prozent zurückgegangen, und die Importdaten deuten darauf hin, dass das zweite Quartal 2025 ähnlich schwach ausgefallen sein könnte, fasst Heraeus zusammen.
Eine positive Saisonalität reicht möglicherweise nicht aus, um in diesem Jahr ein Wachstum der Goldnachfrage bei Verbrauchern zu erzielen, selbst wenn es im dritten und vierten Quartal zu einer Erholung kommt. Die Nachfrage nach Schmuck war im ersten Quartal 2025 sowohl in Indien als auch in China schwach. Unter der Annahme, dass die Gesamtnachfrage der Verbraucher im zweiten Quartal 2025 mit dem ersten Quartal übereinstimmt, wie die Importdaten vermuten lassen, und dass die saisonale Erholung des Konsums wie üblich eintritt, würde die Gesamtnachfrage in Indien immer noch im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent geringer und auf dem niedrigsten Stand seit der Pandemie sein.
Investitionsnachfrage könnte Schwäche der Verbrauchernachfrage ausgleichen
Die Investitionsnachfrage hat die Goldnachfrage angetrieben, unterstützt durch Käufe der Zentralbanken, und dies dürfte auch in der zweiten Jahreshälfte der Fall sein, wodurch die Schwäche der Verbrauchernachfrage ausgeglichen werden könnte.