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v. links: Andrè Christl, Dr. Philipp Reisert, Dr. Bernhard Fuchs, Dr. Hans-Christian Winkelmann, York A. Tetzlaff, Prof. Achim Wambach Ph.D.

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Edelmetallindustrie trotzt den Krisen und wächst

Am 30. März fand das 15. Pressegespräch der Fachvereinigung Edelmetalle als Hybrid-Format in Pforzheim statt. Fazit: Das Investment in Edelmetalle gilt in Krisenzeiten als sicherer Hafen. Gold, Silber und Platingruppenmetalle sind zudem unverzichtbar für die Energiewende und hochkarätiger Schmuck ist gefragt.

„Trotz der besonderen Herausforderungen aufgrund globaler Krisen konnte sich unsere Branche gut entwickeln, denn die Industriellen Anwendungsgebiete von Edelmetallen sind vielfältig“, eröffnete York Alexander Tetzlaff, Geschäftsführer des Branchenverbandes Fachvereinigung Edelmetalle das 15. Jahrespressegespräch in der Goldstadt Pforzheim. Die Bedeutung von Edelmetallen für den Schmuck- und Investmentbereich kennt jeder. Doch auch im industriellen Bereich sind sie aufgrund ihrer einzigartigen physikalischen und chemischen Eigenschaften nicht mehr wegzudenken. „Das gilt auch und besonders für die grüne Energiegewinnung. Edelmetalle werden z. B. in Generatoren für Windkraftanlagen, in Solarpanels und in Elektromotoren für E-Autos oder für die Wasserstoffkatalyse genutzt. Angesichts der weltweit wachsenden Edelmetallnachfrage kommt dem Recycling von Gold, Silber und Platingruppenmetallen daher eine wachsende Bedeutung zu“, so Tetzlaff. Die beiden Vorsitzenden des Arbeitsausschusses Edelmetallwirtschaft des Verbandes, Franz-Josef Kron, Vorstandsvorsitzender/CEO, Agosi AG, Pforzheim und Thomas Weiß, Geschäftsführer, Heimerle + Meule GmbH, Pforzheim, erläuterten jeweils die Entwicklung der einzelnen Geschäftszweige der Edelmetallindustrie im Jahr 2022 und gaben einen Ausblick.

Die deutsche Edelmetallwirtschaft war im Bereich der Edelmetall-Investment-Produkte durchgängig voll ausgelastet und konnte die Nachfrage kaum ausreichend befriedigen. „Die weltwirtschaftlichen Unsicherheiten und Inflationsängste beflügelten das Geschäft, stehen nun aber unter dem Einfluss steigender Zinsen“, analysierte Weiß. „Auch die Nachfrage der internationalen Luxusmarken nach Edelmetallen stieg erneut stark an, während sich die Nachfrage der ortsansässigen Juweliere nicht wesentlich erholte.“ Die industriell geprägten, eher internationalen Segmente litten besonders stark unter Liefer- und Logistikengpässen. „Der positive Trend der Nachfrage aus dem zweiten Halbjahr 2021 nach Schmuck und Trauringen setzte sich auch 2022 fort“, berichtete Weiß. Die Lockerung bzw. Abschaffung der pandemiebedingten Maßnahmen führte zu erhöhter Nachfrage im Schmuckeinzelhandel, außerdem konnten Nachholeffekte z.B. bei den Trauringverkäufen beobachtet werden. Der Gesamtabsatz an 18 Karat Legierungen (Luxusmarken weltweit) stieg nochmals um knapp 17% gegenüber dem bereits sehr guten Jahr 2021, während der Absatz von 8- und 14-Karat Legierungen (lokale Märkte Deutschland, Europa) moderat um ca. 5% anstieg. Die Platinlegierungen legten 15% gegenüber dem Vorjahr zu. „Hier konnte eine Substitution von Weißgoldlegierungen durch das preislich attraktivere Platin beobachtet werden,“ so Weiß.

Weltweit stieg die physische Nachfrage nach Gold 2022 um 18%, obwohl die größten Märkte mit China und Indien schrumpften. Dies zeigt, wie deutlich die Nachfrage in den anderen Märkten, so auch in Deutschland anstieg. Der Goldpreis pendelte im Jahresverlauf sehr volatil in einem Korridor zwischen 1.600 und 2.000 USD/oz. Zum Jahresende schloss der Goldpreis nahezu zu demselben Kurs wie zu Jahresbeginn bei ca. 1.800 USD/oz, was ungefähr den Jahresdurchschnitt widerspiegelt. Die Silbernachfrage wurde unter anderem gestützt durch den kontinuierlichen Ausbau von Photovoltaikanlagen im Zuge der grünen Energiewende.

Darüber hinaus zeigt die Entwicklung der Edelmetallpreise Folgendes: In Zeiten geopolitischer Unsicherheit behaupteten sich Gold und Silber auch im Jahre 2022 als Krisenwährung. So stieg die weltweite Goldnachfrage um 18% auf 4.741 Tonnen, was dem höchsten Stand seit über 10 Jahren entspricht. Vor allem die Nachfrage nach Investmentprodukten legte gegenüber dem Vorjahr um 10% zu, wobei die physische Nachfrage nach Goldbarren und -münzen mit + 2% auf dem hohen Niveau des Vorjahres verharrte. „Den größten Anstieg verzeichneten die Goldkäufe der Zentralbanken, hier war ein Plus von 152% zu verzeichnen. Vor allem Zentralbanken aus Schwellenländern (inkl. China und der Türkei) schichteten massiv ihre Devisen in das gelbe Edelmetall um“, ergänzte Weiß. Außerdem war die physische Silbernachfrage in Nordamerika ungebremst, vor allem 1oz Silbermünzen waren nach wie vor sehr gefragt, was zeitweise zu Versorgungsengpässen führte und in deutlich höheren Aufschlägen mündete. „Dadurch wurden auch große Mengen in Europa gefertigter Silber-Anlagemünzen aufgrund der attraktiveren Margen in die USA exportiert und dort verkauft“, betonte Weiß. Für Deutschland führte die Änderung der steuerlichen Behandlung von Silbermünzen (Wegfall der sog. Differenzbesteuerung) zum Jahres-ende 2022 zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage nach Silbermünzen insgesamt.

Zum Edelmetall-Recycling insgesamt merkte Weiß an, dass nach dem starken Rückgang des Recyclingvolumens im Jahr 2021 die Mengen in Deutschland 2022 stark angestiegen sind. Zum Jahresende konnte bei Gold ein Anstieg von über 18% (dies entspricht 11 Tonnen Feingold) im Vergleich zum Vorjahr verbucht werden. „Vor allem ist dieser positive Effekt auf den Wegfall der pandemiebedingten Schließungen im Einzelhandel (hier also der Goldankaufsgeschäfte und Juweliere), sowie auf höhere Recyclingmengen aus der gestiegenen Schmuckproduktion zurückzuführen“, sagte Weiß. Höhere Materialeingänge wurden auch aus niederhaltigem Scheidgut, wie aus der Automotive- und Elektronikindustrie, beobachtet.

Die Prognose für 2023 bleibt für die Edelmetallwirtschaft vorsichtig positiv. „Die industrielle Nachfrage nach technischen und dekorativen Halbzeugen hält sich derzeit auf stabilem Niveau. Trotz des höheren Zinsniveaus bei Spareinlagen sorgen die anhaltend hohen Inflationsdaten, geopolitische Risiken und die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten für eine hohe Nachfrage nach Investmentprodukten als sichere Wertanlage“, so Weiß.

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