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Statements der Experten des EHI-Retail-Instituts Köln - Das EHI-Institut blickt gespannt auf das Handelsjahr 2016 und hat seine Experten um kurze Statements gebeten. In diesem Neujahrs-Ausblick sagen die Fachleute, wie sich der E-Commerce entwickeln, die Digitalisierung auswirken oder die Kommunikation verändern wird und wie sich der Handel darauf einstellen kann.
Lars Hofacker: "Der deutsche Onlinehandel wächst weiter und bleibt dynamisch. 2015 gab es von fast allem mehr: Mehr Touchpoints, mehr Zahlungsarten, mehr Versandarten, mehr Produkte, mehr Umsatz. Die umsatzstärksten Händler setzen vermehrt auf Omnichannel und verknüpfen damit den stationären Handel mit E-Commerce."
Ulrich Spaan: "Die wachsende Durchdringung aller Unternehmensbereiche mit Technologie hat nicht nur deutlichen Einfluss auf die Position und Bedeutung der IT-Abteilung innerhalb des Unternehmens, sondern schlägt sich auch in den wachsenden IT-Budgets des Handels nieder. Im Schnitt gaben die Retailer, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz für die Studie 'IT-Trends im Handel 2015' befragt wurden, 1,24 Prozent vom Nettoumsatz für ihre IT aus. 40 Prozent sind der Meinung, dass für die Zukunft noch weitere Steigerungen zu erwarten sind."
Horst Rüter: "Mit dem Ende des Jahres 2015 wurden für die Händler deutliche Gebührenreduzierungen bei der Abwicklung von Debit- und Kreditkartenzahlungen wirksam. Die Auswirkungen werden dazu führen, dass der Handel ab 2016 branchenübergreifend und erstmals auch bereitwillig offensiv seinen Kunden ein breites Angebot an bargeldlosen Zahlungsarten am POS bieten kann. Neue Bezahlverfahren und deren Protagonisten werden sich nach einer ersten Konsolidierungsphase im Vorjahr in 2016 auf dem Prüfstand der Verbraucher und des Handels wiederfinden."
Dorothee Frigge: "Kunden wollen kaufen, nicht bezahlen. Langfristig durchsetzen werden sich Zahlverfahren, denen der Spagat zwischen Einfachheit, Mehrwert, Sicherheit und Kosten am besten gelingt. Ob paydirekt als neues Online-Zahlverfahren Marktanteile gewinnen kann und Payback Mobile-Payment in Deutschland zum Durchbruch verhelfen wird, muss sich zeigen. Die Kreditkartenzahlung gewinnt aufgrund gedeckelter Interbankenentgelte für Händler an Attraktivität - als Konsequenz der Zwei-Wege-Authentifizierung sind jedoch Kaufabbrüche zu verzeichnen, denen es entgegenzusteuern gilt."
Claudia Horbert: "Der stationäre Store ist nach wie vor der wichtigste Vertriebsweg für den Handel. Aktivitäten im Bereich der digitalen Services und damit in Richtung Omnichannel werden aber deutlich ausgeweitet. Eine besondere Herausforderung ist dabei die strategische und operative Einbindung in aktuelle Store-Konzepte. Insgesamt zeigen sich Händler und Ladenbauverantwortliche in Bezug auf den wachsenden E-Commerce noch sehr entspannt. Auswirkungen auf Verkaufsflächen, Form und Gestaltung sind zu erwarten.“
Frank Horst: "Leider wird sich der Handel auch in diesem Jahr mit Ladendiebstahl beschäftigen müssen, denn sein Anteil von über 2 Mrd. Euro an den Inventurdifferenzen ist tendenziell steigend. Zwar ist der einfache Ladendiebstahl rückläufig, aber die organisierte Kriminalität im Handel, insbesondere durch osteuropäische Tätergruppen, nimmt seit Jahren zu. Der Handel steht der derzeitigen Zuwanderung positiv gegenüber, doch die daraus resultierenden sozialen Probleme und die ohnehin bestehenden Schwierigkeiten in der Strafverfolgung lassen für 2016 auf wenig Entspannung hoffen."
Marco Atzberger: "Deutschland bleibt als Einzelhandelsstandort attraktiv. So werden in 2016 zwei Drittel der Händler mehr Standorte als im Vorjahr haben, während nur knapp 15 Prozent ihr Filialnetz ausdünnen. Besonders expansive Branchen sind Lebensmittel, Bekleidung und Bau- & Gartenmärkte. Dabei kommt es aber zunehmend zu einer Polarisierung des Marktes: 1a-Lagen und gut gehende Shopping-Center können sogar Mieterhöhungen durchsetzen, während in Klein- und Mittelstädten immer mehr Leerstände drohen."
Marlene Lohmann: "Die Investition in digitale Marketingkommunikation ist richtig und wichtig. Schon heute investiert der Handel hier 12 Prozent des Marketingbudgets und der Anteil steigt, bis 2018 soll jeder fünfte Werbe-Euro in Digital fließen. Aber für 2016 gilt: ohne Print-Werbung werden weder Umsatz- noch Absatzziele erreicht. Den höchsten ROI erzielt der Handel heute (noch) mit seinen gedruckten Medien und auch in Sachen Reichweite kann Digital dem Handzettel (noch) nicht das Wasser reichen. Print bleibt also, während Digital kommt; deren Integration wird eine der großen Herausforderungen der Zukunft sein.“
Ute Holtmann: "Öffentlichkeitsarbeit wird immer komplexer. Mit der Digitalisierung und durch die sozialen Medien sind Mitarbeiter/innen theoretisch auch Kommunikatoren, die Themen nach außen tragen können. One-Voice-Policy ist ebenso überholt wie Top-Down-Kommunikation. Es geht darum, Glaubwürdigkeit zu schaffen und dabei ist User-Generated Content King. In 2016 werden sich die Unternehmen Gehör verschaffen, die ihre Mitarbeiter/innen in diesen Change-Prozess einbezogen und ihre Kommunikationsstrukturen angepasst haben."
Infos: www.ehi.org
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