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Ade Baselworld

Kommentar

Mit der dritten Absage der Baselworld in Folge glaubt kaum noch jemand an die Zukunft des Formats. Ein Nachruf von Axel Henselder.

Goodbye Multi Million Dollar Big Bangs, die Messe der Superlative verabschiedet sich nach zwei Jahren des Vertröstens mit einem leisen Servus. Man brauche ein wenig mehr Zeit, um sich neu zu erfinden, so heißt es in der Presseimitteilung zur Absage für 2022. Nun, da hat die MCH Group schon viel zu lange untätig Wasser den Rhein runterfließen lassen, um die Messe noch zu retten. Die hilflosen Versuche mit der zeitweisen Umbenennung in HourUniverse – die nie stattfand-, der terminliche Anschluss an den Genfer Uhrensalon Watches & Wonders und dann noch der sich selbst verzwergende Popup-Auftritt auf den Geneva Watch Days Ende August mit Ice Watch als Leitmarke konnten den alten Geist nicht mehr heraufbeschwören. Das dritte Jahr infolge ohne Messe, woran will man da anknüpfen? Corona hat nur einen geringen Anteil am Niedergang des Formats. Alle Big Player haben längst das Weite gesucht und stellen künftig in Genf, Vicenza, München oder Hamburg aus.

Die Baselworld wird wohl nicht mehr von den Toten auferstehen. Das einst rauschende Fest der Branche ist mit dieser Absage wohl endgültig Geschichte. Zu klein war die Schar der getreuen Aussteller, die bis zuletzt der einstigen Cashcow der MCH Group noch die Stange gehalten hatte. Der Niedergang des wichtigsten Treffpunkts der Uhren- und Schmuckindustrie war größtenteils selbstverschuldet. Zu sehr hat man ausschließlich auf die glänzenden Namen gesetzt und die kleinen Manufakturen und Hersteller am Katzentisch verhungern lassen. Klar, unter reinen Ertragsgesichtspunkten lohnt sich ein Mieter riesiger Flächen mehr als viele kleine Stände. Aber mit dem Schrumpfen der Ausstellerschaft ging auch die Vielfalt des Angebots flöten – ähnlich, wie in unseren Innenstädten, deren Bild von den immergleichen Flagshipstores geprägt wird. Zu lange hat man zudem an unanständig hohen Standpreisen und Servicekosten festgehalten. Aufwand und Ertrag standen für viele Teilnehmer nicht mehr im richtigen Verhältnis – auch für die großen Player, die lediglich aus Prestigegründen an ihren mehrstöckigen Prachtbauten festhielten. Und, man hat nicht rechtzeitig die Zeichen der Zeit erkannt, dass Mammutveranstaltungen ohne Sinn und Botschaft keine Zukunft haben. Der Messeneubau für über 300 Millionen Euro von Stararchitekten Herzog & Meuron ist wohl die größte Fehlinvestition in der über 100jährigen Messegeschichte.

Die letzten Jahre der Baselworld gaben den Teilnehmern das Gefühl, einfach nur noch ausgenommen zu werden. Aussteller wurden stets wie Bittsteller und nicht wie Kunden behandelt. Und, man überhörte geflissentlich jede Kritik. Als dann Michel Loris-Melikoff von Sylvie Ritter im Jahr 2018 die Geschäfte übernahm, war es schon zu spät. Der Abgang der Swatch Group, dem größten Aussteller der Messe, im selben Jahr leitete den Anfang vom Ende ein. Daran konnte Loris-Melikoff, der auf die Teilnehmer erstmals zuging und auch zuhörte, nichts mehr ändern. Ihm fehlte auch das zündende Zukunftskonzept und er hat die Abgänge der Schlüsselaussteller Patek und Rolex letztlich mitzuverantworten. Irgendwann hat er mal gesagt: „Dann bin ich wohl der Totengräber der Baselworld.“ Das hat sich jetzt bewahrheitet. Corona versetzte der Messe dann den finalen Todesstoß. Die Absage aufgrund der Pandemie im letzten Jahr ohne vollständige Rückzahlung der Standgebühren schürte den Frust kräftig weiter. Loris-Melikoff hat die Reißleine gezogen und sich von der Messe verabschiedet.

Und auch wir müssen Ade sagen. Die Baselworld hat in ihren großen Zeiten die Branche elektrisiert. Hier traf sich die Welt, nirgends war man so dicht am Puls der internationalen Luxusgütermärkte wie im Frühjahr in Basel. Das geschäftige Treiben in den Hallen, die einem Bienenstock glichen, die vielen Menschen aus aller Welt, die hier zusammenkamen und das kleinstädtische Basel einmal im Jahr in eine kosmopolitische Metropole verwandelten, die Superlative der teuersten Uhren oder opulentesten Juwelen, die hier erstmals vorgestellt wurden, das wird uns allen fehlen.

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