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Inflation drückt Konsumstimmung

Die aktuellen Preissteigerungen trüben die Kauflaune im Non-Food-Bereich, so das Ergebnis einer Befragung der Unternehmensberatung von PwC Deutschland. Umsatzrückgänge von rund drei bis acht Prozent sind möglich.

Die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine erleben deutsche Verbraucher neben höheren Strom-, Gas- und Benzinkosten auch in weiteren Bereichen wie Lebensmitteln. Dadurch erhöhen sich die Ausgaben pro Haushalt, zusätzlich beeinflussen die neuen Bedingungen das Einkaufsverhalten der Deutschen. Auch wenn die Preise für Konsumgüter wie Bekleidung, Schmuck und Elektrogeräte in den vergangenen Wochen und Monaten noch nicht so stark gestiegen sind wie die für Energie und Lebensmittel, ist die Kauflaune der Deutschen getrübt – das zeigt die Analyse zu wirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Non-Food-Branche der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland. Laut der repräsentativen Umfrage beeinflussen geplante Ausgaben für Reisen und Gastronomie die Kauflaune im Non-Food-Bereich. Kunden suchen vermehrt nach günstigen Produkten oder verzichten ganz auf nicht notwendige Einkäufe, um das neue Niveau der Lebenshaltungskosten zu kompensieren. Die Preisentwicklung wird mit starken Bedenken beobachtet: 85 Prozent der Vebraucher sind besorgt oder sogar sehr besorgt über die aktuellen Steigerungen.

„Viele Haushalte werden aufgrund der höheren Lebenshaltungskosten auf Anschaffungen verzichten, die nicht unbedingt notwendig sind. Das betrifft insbesondere langlebige Konsumgüter, die nicht hauptsächlich dem Ersatz dienen, wie zum Beispiel Möbel oder bestimmte Elektronikartikel. Auch bei Bekleidung, Schmuck und Schuhen erwarten wir deutliche Zurückhaltung, eine Beschränkung auf das Notwendige und ein Umschwenken auf günstigere Produkte und Marken. In verschiedenen Non-Food-Segmenten kann der Umsatzrückgang 3 Prozent und mehr betragen, in Einzelfällen ist sogar mit bis zu 8 Prozent zu rechnen. Das wird zu einem höheren Kostendruck bei den Unternehmen und zu weiterer Marktkonsolidierung führen“, sagt Christian Wulff, Consumer Markets Leader bei PwC Deutschland. Anhand der Konsumentenbefragung und aktueller Marktdaten haben die Experten von PwC das Marktvolumen bestimmter Non-Food-Bereiche für 2022 prognostiziert. Falls die Inflation und die Sorge von Verbraucher über ihre finanzielle Zukunft weiter steigen, wird für 2022 im Bereich Bekleidung und Schuhe ein Umsatzrückgang von bis zu 2,8 Prozent erwartet. Nach einer Stabilisierung im vergangenen Jahr könnte der Einbruch bei Schmuck und Uhren in einem pessimistischen Szenario bis zu 5,1 Prozent betragen.

Einsparpotenziale im Non Food-Bereich
Weil im Modesektor Vorbestellungen und langfristige Verträge zur Praxis gehören, steigen die Kosten hier aktuell langsamer. Langfristig ist aber mit einer Preissteigerung durch höhere Produktions- und Transportkosten zu rechnen. 63 Prozent der Befragten bemerken bereits einen Preisanstieg und passen sich daran an: 39 Prozent suchen im stationären Handel nach günstigen Produkten, 34 Prozent sind online unterwegs und nutzen zusätzliche Hilfsmittel wie Preisvergleichsportale. Beliebt sind zudem Sonderangebote und reduzierte Waren. Ein Fünftel der Befragten entscheidet sich dagegen bewusst für Qualität statt Quantität und akzeptiert dafür auch einen höheren Preis. Fashion-Artikel großer Marken sind weiterhin beliebt, werden wegen weiterer Einsparpotenziale aber zunehmend aus dem Second-Hand-Angebot erworben. Ebenfalls rückläufig sind die Einkäufe bei Uhren und Schmuck: Ein Drittel der Kunden vertagt die Anschaffung. Vor allem die Einstiegs- bis Mittelpreislagen sind davon betroffen. Die Mehrheit der Befragten sucht on- und offline nach günstigeren Uhren- und Schmuckangeboten oder verzichtet auf Markenware.

Mit bewusstem Konsum zum Kostenausgleich
Die steigenden Kosten führen dazu, dass Verbraucher ihre Käufe bedachter tätigen. Es zeigt sich eine Verschiebung der Prioritäten. „Das wachsende Bewusstsein für den eigenen Konsum zeigt sich insbesondere in der jungen Zielgruppe: Trotz Teuerungen sind für die 18- bis 24-Jährigen Nachhaltigkeitsaspekte weiterhin Teil der Kaufentscheidung. Während aktuell noch 17 Prozent aller Befragten Second-Hand-Produkte im Bereich Bekleidung und Schuhe kaufen, könnte dieses Segment für jüngere Zielgruppen künftig eine größere Rolle spielen“, so Willibald Kofler, Retail & Consumer Partner bei Strategy& Österreich. Eine Entwicklung, die besonders für die Zukunft mitgedacht werden sollte. Wie die Analyse von PwC zur Lebensmittelbranche gezeigt hat, kann rund jeder vierte Haushalt in Deutschland die gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht oder nur kaum stemmen und muss sie bei nicht-essentiellen Produkten einsparen. „Händler sollten sich daher auf geringere Verkaufszahlen einstellen und pro Segment strategisch planen, wie sie mit alternativen Angeboten hervorstechen können“, schließt Kofler.

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