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Mit Vollgas in die Digitalisierung

Wenn das Unternehmen Jentner Plating Technology im dritten Quartal 2022 wie geplant seine neue, 4600 Quadratmeter große Produktionsfläche in Betrieb nimmt, wird nicht alles anders, aber vieles.

Die Jentner Baustelle im Brötzinger Tal nimmt Gestalt an. Die Richtung, in die Firmeninhaber Chris Jentner mit dem Neubau für sein Galvanik-Unternehmen geht, steht schon lange fest. Die wichtigsten Eckpunkte: die räumliche Trennung der verschiedenen Arbeitsbereiche und die Digitalisierung aller Produktionsabläufe. Außerdem werden den Themen Nachhaltigkeit und Transparenz noch mehr Raum gegeben und für die Mitarbeiter entsteht ein nagelneues Betriebsrestaurant mit hochwertiger Ausstattung. Im Gespräch mit der GZ erläutert Chris Jentner die einzelnen Punkte.

GZ: Was hat es mit der Trennung der einzelnen Bereiche auf sich?
Chris Jentner: Wir wollen uns in Zukunft stärker auf die verschiedenen Kundengruppen, die unterschiedlichen Beschichtungsarten und die steigenden Anforderungen fokussieren. Ein Schmuckhersteller hat völlig andere Ansprüche an sein Produkt als ein Kunde aus dem medizintechnischen oder dem Raumfahrtbereich. Die Metallveredelung speziell für den Schmuck- und Sanitärbereich wird in dem zweigeschossigen Bestandgebäude am Sandweg 4 gebündelt. 20 Mitarbeiter auf rund 1000 Quadratmetern werden hier ausschließlich für dekorative Lohngalvanik zuständig sein. Im Neubau siedeln wir die Galvanik für die Bereiche Medizintechnik sowie Luft- und Raumfahrt an.

Welche steigenden Anforderungen sind gemeint?
Zum einen müssen in bestimmten Bereichen Normierungen erfüllt werden. Wir streben beispielsweise die Luftfahrtnorm an (EN 9100). Zum anderen werden immer häufiger digitale Produktionsdaten nachgefragt – übrigens auch von Schmuckherstellern, die beispielsweise nachweisen möchten, aus welchem Material ein Produkt besteht, wie C02-neutral die Herstellung ist oder wie und wo es produziert und unter welchen Bedingungen es anschließend behandelt wurde. Unter anderem um diesen Anforderungen gerecht zu werden, stellen wir unsere komplette Produktion auf Digitalisierung um.

Wie kann man sich diese „komplette Digitalisierung“ vorstellen?
Als lückenlose Überwachung des gesamten Arbeitsprozesses. Sämtliche Schritte, die ein Produkt in unserem Haus durchläuft, lassen sich auf diese Weise in Form von digitalen Daten dokumentieren. Jedes Detail wird erfasst: von der Luftfeuchtigkeit über die Temperatur in den Räumlichkeiten bis zu zeitlichen Abläufen bei der Oberflächenveredelung. Die Vorteile liegen unter anderem darin, dass sich eventuelle Qualitätsverluste nachvollziehen und dadurch in Zukunft vermeiden lassen. Und in der Transparenz: Falls ein Kunde es wünscht, kann er einen Großteil dieser Informationen selbstverständlich bekommen.

Was bedeutet die Umstellung auf die digitale Produktion für Ihre Mitarbeiter?
Auf jeden Fall nicht, dass wir weniger Mitarbeiter benötigen. Im Gegenteil. Aktuell haben wir rund 70 Mitarbeiter, mit Fertigstellung des Neubaus werden es etwa 100 sein. Unsere Galvanik funktioniert nach wie vor überwiegend manuell. Durch die Digitalisierung werden die Tätigkeiten jedoch teilweise anspruchsvoller. Ihren jeweiligen Fähigkeiten entsprechend machen wir unseren Mitarbeitern deshalb Schulungsangebote. Damit sie sich auf ihre speziellen Arbeitsbereiche konzentrieren können, werden außerdem wiederkehrende Tätigkeiten in Zukunft noch stärker von Cobots/Kollaborationsrobotern und fahrerlosen Transportsystemen übernommen.

Immer wieder betonen Sie, dass Werte wie Nachhaltigkeit, Transparenz und Verantwortung Ihnen extrem wichtig seien. Welche konkreten Beispiele können Sie nennen?
Galvaniktechnik ist ja nicht unbedingt die grünste Branche, deshalb ist es uns besonders wichtig, an den Stellen, an denen wir Nachhaltigkeit praktizieren können, dies auch zu tun. Deshalb schaffen wir zusätzlichen Raum dafür: Alleine 750 Quadratmeter des Neubaus sind nur für umweltentlastende Technik wie Abwasseraufbereitung, Energieversorgung sowie Wärme- und Kälteerzeugung vorgesehen. Und unser sechsköpfiges Team Technology kümmert sich seit rund einem Jahr ausschließlich darum, diverse Prozesse innerhalb des Unternehmens zu optimieren. Unterstützt werden sie dabei von Prof. Dr. Mike Barth und Herr Prof. Dr. Guido Sand von der Hochschule Pforzheim.

Besonders stolz sind wir auf unser neues, ansprechend eingerichtetes Betriebsrestaurant. Hier wird es gutes, gesundes Essen aus überwiegend regionalen, saisonalen Produkten geben. Gerichte, die frisch und vor Ort zubereitet werden. Auch eine Form von Nachhaltigkeit und außerdem ein Ausdruck der Wertschätzung für unsere Mitarbeiter.

Und welche Rolle spielt das Thema Transparenz – neben der schon erwähnten Erfassung der Produktionsdaten – noch in Ihrem Unternehmen?
Vor etwa drei Jahren haben wir gemeinsam mit Peter Barth von der Firma Barth2foryou ein analoges „Shopfloor“ System eingeführt. Inzwischen wurde es komplett digitalisiert und steht für maximale Transparenz – nach innen wie nach außen. Über Monitore kann jeder Mitarbeiter sämtliche Zahlen und Daten seiner Abteilung einsehen. Da geht es um überfällige Aufträge, offene Angebote, zu priorisierende Kunden, Reklamationen, Lieferzeiten und -treue, Umsätze innerhalb der Abteilung etc. Täglich werden diese Zahlen gemeinsam besprochen und Abläufe optimiert. Das Ziel ist, Prozesse im Sinne unserer Kunden zu beschleunigen. Im übrigen fließt auch deren Feedback hinsichtlich Zufriedenheit oder Optimierungsbedarf in dieses System ein und ist entsprechend für jeden sichtbar.

JENTNER NEUBAU – DATEN & FAKTEN

Kaufvertrag Grundstück: 2016
Baustart: Mitte 2021
Grundstück: 7200 Quadratmeter (inkl. Parkplatz)
Produktionsfläche: 4600 Quadratmeter
geschätzte Gesamtkosten: 15 Mio.
geplante Eröffnung: 29. September 2022

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