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Nach Heide Heinzendorff hat das dänische Unternehmen Nordahl Andersen – house of Brands zu Beginn des Jahres die Bremer Designschmuckmarke Bastian Inverun übernommen. Wir haben uns mit Inhaber Michael Nordahl Andersen und Bastian-Geschäftsführerin Franziska Peters unterhalten.
Passt Bastian in Ihr Portfolio, weil das Design so eingeständig ist, wie bei Heide Heinzendorff?
Michael Nordahl Andersen: Richtig. Wir sind sicher, dass Bastian großartig in unsere Produktlinien passt. Und es passt eigentlich auch zu jedem Juwelier. Durch Bastian sind wir auf mehr als 1.200 Juweliere in Deutschland angewachsen. International gesehen bringt uns Bastian 800 neue Kunden.
Bringt Bastian vor allem Designkunden?
Michael Nordahl Andersen: Nicht unbedingt. Es gibt auch viel Überschneidungen, also Händler, die bereits unsere Kunden sind. Aber eigentlich geht es um etwas Größeres. Viele Kunden schließen ihre Geschäfte, weil sie keine Nachfolger finden. Für uns bedeutet das, dass wir neue Kunden finden müssen. Außerdem funktioniert bei einigen Händler das bisherige Business wegen des Frequenzrückgangs nicht mehr. Wir wollen unseren bestehenden Kunden mit der höheren Preislage von Bastian eine Erweiterung bringen. Unser Gesamtportfolio ist mit Bastian um einen wesentlichen und zentralen Punkt erweitert.
Wie positionieren Sie Bastian innerhalb Ihres Portfolios?
Michael Nordahl Andersen: Für uns ist es ein Upgrade. Bastian ist unsere hochwertigste Marke.
Bleibt es beim Namen Bastian Inverun?
Michael Nordahl Andersen:
Selbstverständlich. Bastian bleibt. Bastian bleibt in Bremen. Und es bleibt auch beim Konzept, enge Kooperationen mit freien Designern zu pflegen. Ich habe erstens keinen Grund, dies zu ändern. Und zweitens ist für mich grundsätzlich Kontinuität wichtig. Nur aus ihr heraus kann man neue, gesunde Entwicklungen anstoßen.
Bei Übernahmen spricht man schnell von Synergien, oftmals sind Entlassungen damit gemeint.
Michael Nordahl Andersen: Das bleibt alles wie bisher. Natürlich werden wir Dinge neu machen, das IT-System beispielsweise haben wir am ersten Tag umgestellt. Aber schon nach den wenigen gemeinsamen Wochen kann ich sagen, dass wir eine Firma übernommen haben, bei der alles klappt. Die Kunden bekommen ihre Ware, sie können bestellen, sie haben ihre Ansprechpartner. Es läuft alles. Ich will nicht sagen, dass ich davon überrascht bin. Aber es ist nicht immer so.
Frau Peters, was hat sich für Sie verändert mit der Übernahme? Was ist jetzt möglich, was als Einzelunternehmen vielleicht nicht möglich war?
Franziska Peters: Ganz vieles. Die Synergieeffekte gibt es an ganz vielen Stellen. Bei jedem neuen Prozess, bei allen neuen Dingen, entscheiden wir nun auch als Teil des gesamten House of Brands. Dazu können wir Verbindungen besser nutzen und Gemeinsamkeiten erkennen. Es ist ein großer Vorteil, Teil eines Größeren zu sein.
Bezogen auf die Bastian-Kollektion, können Sie heute im unteren Preisbereich Produkte weglassen und sich nach oben hin entwickeln?
Franziska Peters: Zunächst einmal bleiben wir unserem Preisniveau treu. Wir haben weiterhin ein starke Basic-Segment. Aber wir merken schon, dass auch einige preisintensivere Produkte wirklich gut laufen und Bestseller geworden sind. Wir sind für hochwertige Materialien und für eine gute Verarbeitung bekannt und merken, dass die Kundschaft mehr und mehr bereit ist, dafür einen entsprechenden Preis zu zahlen – weil die Produkte eine Geschichte haben, die dahintersteckt, einen Namen haben, einen Gedanken. Ich glaube, dies wird mehr und mehr wertgeschätzt. Mit einem gut verarbeiteten Produkt, das eine Geschichte hat, kann man sich eben auch in andere Preisbereichen trauen und durchaus die 300-Euro-Marke knacken.
Es hätte ja auch eine asiatische Heuschrecke sein können, die Bastian übernimmt. Jetzt ist es ein Schmuck-Vollprofi geworden. Das macht die Sache in vielen Dingen sicherlich einfacher, oder?
Franziska Peters: Es ist wunderbar, dass wir Bastian bleiben dürfen, aber trotzdem Teil eines Ganzen, eines Größeren sein können. Wir haben während des gesamten Übernahmeprozesses gemerkt, wie viel doch irgendwie gleichläuft.
Herr Andersen, welche Marke folgt Bastian? Sie werden derzeit sicherlich einige Übernahmeangebote auf Ihrem Schreibtisch haben, oder?
Michael Nordahl Andersen: Ja. Das ist richtig. Ich glaube auch, dass wir noch Kapazitäten haben. Es muss aber andere Möglichkeiten bringen, muss Zukunft bringen.
Wie wäre es mit Uhren?
Michael Nordahl Andersen: Danke. Nein. Keine Uhren.
Vermutlich auch keine Lizenzmarke?
Michael Nordahl Andersen: Das glaube ich nicht. Wir arbeiten im Kinderschmuckbereich ein bisschen mit Lizenzen zusammen, wollen das aber nicht ausbauen. Bei allen neuen Dingen wollen wir aus unserer Historie als Großhändler heraus eine zentrale Frage gut beantworten: Wie können wir unseren Händlern helfen, ein besseres Geschäft zu machen?
Zum Beispiel mit einer deutschen Designschmuckmarke?
Michael Nordahl Andersen: Richtig. Ich bin jede Woche persönlich bei 10 bis 15 Kunden. Warum? Weil ich wissen will, was geht und was nicht geht, was ich verbessern muss oder was ich besser bleiben lasse. Über diese Gespräche habe ich viele wichtige Informationen bekommen. Unter anderem über Bastian.
Haben Sie mit Bastian als Designmarke mehr Möglichkeiten, mehr Freiheiten, können Sie mutiger sein?
Michael Nordahl Andersen: Es ist ein bisschen anders. Wir denken als Gruppe. Unsere Designer möchten sehr gern neue Produkte machen, in Zusammenarbeit auch mit den neuen Designern von Bastian. Von Vorteil für uns alle wird es künftig sein, dass wir mehr probieren können mit den verschiedenen Marken, die wir haben. Letztlich ist das auch ein Vorteil für unsere Kunden. Es gibt einen Lieferanten, einen Ansprechpartner, eine Logistik für ein wirklich vielseitiges Portfolio. Der Juwelier will ungern 20 verschiedene Lieferanten für jede Produktbereich haben. Und eine Sache kommt mit Bastian hinzu. Wir können dem Juwelier mit dieser Marke neue Zielgruppen bringen, die er bisher nicht ansprechen konnte.
Zumal eine Zielgruppe, die bereit ist, mehr Geld für Schmuck auszugeben.
Franziska Peters: Eine klassische Bastian-Kundin gibt es aufgrund unseres großen Sortiments nicht. Aber es kann durchaus die etwas ältere, charakterstarke Persönlichkeit sein, die sich für natürliche Materialien und Designstärke entschieden hat, die mit ihrem Schmuck etwas Individuelles ausstrahlen will und nicht unbedingt bei allen Trends mitgeht.