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Der digitale Wandel im Handwerk ist ein kontroverses Thema – das erlebt man bei Horbach täglich. Geschäftsführer Christian Müller über allmählich schmelzende Vorbehalte, staatliche Boni und sein „Disneyland“.
Wie steht es um den digitalen Wandel der Branche?
Christian Müller: Der Wandel vollzieht sich langsam. Manche unserer Kunden sind innovativ, andere tun sich schwer mit Veränderung. Insgesamt ist die Akzeptanz deutlich gestiegen, denn die Technik ist bezahlbar und leistungsfähig. Sehr gefragt sind hochpräzise 3D-Scanner als Ergänzung zu CAD und 3D-Druck. Klar ist, um die 3D-Technologie kommt man nicht herum. Zumal es ab einer gewissen Investitionssumme staatliche Förderung gibt.
Worauf kommt es beim Einstieg an?
An erster Stelle stehen Kreativität und der sichere Umgang mit der Software. Dafür braucht man gute handwerkliche Grundlagen und das Wissen um die Details in der Schmuckherstellung. Ich bin sicher, der weltbeste Autodesigner könnte keinen produzierbaren Schmuck entwerfen.
Die 3D-Technologie verlangt also nach dem Handwerk?
Absolut. Und umgekehrt brauchen wir die Technologie, um das Handwerk in Deutschland zu erhalten. Denn gerade angesichts des Fachkräftemangels und sinkender Ausbildungszahlen muss man wirtschaftlich und effizient produzieren.
Wobei nicht jeder Betrieb jeden Prozess selbst ausführen muss, oder?
Nein, da greift unser Angebot. Man kann daraus einzelne Komponenten wie 3D-Druck und Schmuckguss beanspruchen, oder den gesamten Produktionsprozess. Dabei setzen wir unsere Erfahrung aus Vertrieb und Dienstleistung passgerecht für den Kunden ein.
Entwickelt sich die Technik denn stetig weiter?
Ja, rasant. Ich war gerade auf der „Formnext“. Das ist mein „Disneyland“, wo ich Anregungen sammle, die der Branche zukünftig helfen könnten. Ein Beispiel, heute produzieren wir mit einem LCD-Drucker 45 hochqualitative Ringe in 1,5 Stunden. Es gibt bereits eine neue Technologie, leider noch unerschwinglich, die das Ganze in 5 Minuten schafft.
Das Interview führte Saraj Morath
Hauptstrasse 139 a
55743 Idar-Oberstein
Fotos: Martin Glauner (1)